Zu ihrem letzten Auftritt im Parlament haben Blau-Grün-Orange die auslaufende Koalition auf die Regierungsbank gezwungen. Mit einer Sondersitzung, bei der es um die Zukunft staatsnaher Firmen wie AUA, Post und Telekom gehen sollte. Schon davor gab es hitzige Wortgefechte zwischen Opposition und Regierung. Rot-Schwarz zog den Sinn der Sitzung in Zweifel, wo es doch in Kürze eine Regierungserklärung geben soll, die alle wichtigen Themen umfassen werde, wie SPÖ-Fraktionsführer Josef Cap beteuerte. Das brachte ihm heftige Kritik nicht nur der FPÖ ein, deren Chef Heinz-Christian Strache besonders vom Leder zog. Er warf SPÖ-Chef Werner Faymann, der noch Infrastrukturminister ist, Auskunfts- und "Arbeitsverweigerung" im Parlament oder "Schmierenklub-Komödiantentum" vor. Dafür und für den Vorwurf, was Faymann als Minister alles "verbrochen" habe, handelte er sich zwei Ordnungsrufe von Parlamentspräsidentin Barbara Prammer ein.

Scharfer Konter. Der dermaßen attackierte, künftige Regierungschef Faymann reagierte verblüffend scharf. Mit immer lauter und zunehmend schneidender Stimme tönte er von der Regierungsbank Richtung Strache: Dessen gehäufte "Worthülsen zeigen, dass es gut war, nicht mit der FPÖ eine Regierung zu verhandeln". Strache sei "zu konstruktiver Politik gar nicht in der Lage", meinte Faymann, der sich auch über die 68 von der FPÖ gestellten Fragen empörte: Bei der ihm erlaubten Redezeit von zwölf Minuten hätte er pro Frage nur zehn Sekunden Zeit für die Antwort. Laut Faymann ein Beweis dafür, dass es der FPÖ auch bei dringlichen Anfragen an Ernsthaftigkeit mangle. Er versprach, alle Antworten schriftlich nach zu liefern und griff mündlich "drei, vier Punkte" heraus. Faymann beteuerte, das neue Regierungsprogramm werde mehr Kaufkraft, Familien im Einzelfall "viele hunderte Euro bringen" und die Finanzkrise mit tauglichen Mitteln bekämpfen.

"Wir werden die Post schützen". Markus Marterbauer vom Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) bestätige, Österreich werde das zweitbeste Konjunkturprogramm aller Länder Europas haben, sagte der SPÖ-Chef. Um dann zum Kernthema Post zu kommen: "Wir lassen es nicht zu, dass es 2011 auf dem Land keine Postfilialen mehr gibt", versprach Faymann. "Wir werden die Post schützen", kündigte er an. Etliche Sprecher der Regierungsparteien sagten auch wie: Dazu werde es einen noch fehlenden, dann auch für private Post-Konkurrenz verpflichtenden Branchen-Kollektivvertrag für Zusteller oder ein neues "Postdienstgesetz" geben.

Grüne bedauern Beginn. Die designierte Grünen-Chefin Eva Glawischnig unterstellte Faymann , ein womöglich "gestörtes Verhältnis zum Parlament" zu haben. "Es tut mir leid, dass der erste Tag so begonnen hat", resümierte die Grüne. Was den davon offenbar doch beeindruckten Faymann auf der Regierungsbank laut hörbar die Luft aus den Backen blasen ließ.