Was ist angesichts der Wirtschaftskrise Ihr Motto: Mehr privat oder mehr Staat?
HEINZ-CHRISTIAN STRACHE: So kann man die Wirtschaftskrise gar nicht beantworten. Offenbar bestimmt heute die Wirtschaft die Politik und nicht mehr die Politik die Wirtschaft. Man muss hier den Eindruck gewinnen, dass manche politisch Verantwortlichen Hampelmänner von Wirtschaftsinteressen sind. Der Staat stellt den Banken 15 Milliarden Euro zur Verfügung, aber ändert das System nicht. Es wird kein Einblick in die Bilanzen genommen, es ist kein kein Mitspracherecht vorhanden. Zumindest müsste das Management zurücktreten. Es ist fahrlässig, was hier vom Finanzminister und der Regierung gemacht wird.

Zur Regierungsbildung: Einige in der ÖVP wünschen sich eine schwarz-blau-orange Koalition.
STRACHE: Ich sehe in der ÖVP drei Gruppen. Die bedingungslosen Großkoalitionäre, solche die lieber in Opposition gehen würden und eine dritte Gruppe, die kleinste, in der Steiermark. Diese sagt, dass wir zumindest einmal reden und verhandeln sollten. Aber dazu muss Josef Pröll bereit sein und es muss einmal der Selbstfindungsprozess der ÖVP abgeschlossen sein. Das hieße noch lange nicht, dass man inhaltliche Übereinstimmungen finden würde mit einer ÖVP, die den reinen Zahlenfetischismus lebt. Die ÖVP zeigt keine Bereitschaft von bisherigen Irrwegen abzugehen. Deshalb turnt sich Josef Pröll schnell in die große Koalition hinein und die SPÖ ist offenbar bereit, sich von der ÖVP wie am Nasenring durch die Politmanege ziehen zu lassen.

Wann, glauben Sie, wird die FPÖ das BZÖ geschluckt haben?
STRACHE: Nach der Abspaltung 2005 hat uns das BZÖ in Kärnten im Sinne des Parteienförderungsgesetzes übel mitgespielt. Damals hat man versucht, mit miesen Tricksereien verfassungswidrig der FPÖ zu schaden. Der Verfassungsgerichtshof hat dieses Vorgehen aufgehoben. Jetzt ist es wichtig zu sehen, ob es beim BZÖ Personen gibt, die hier Brückenbauer sind und dazu beitragen, dass man gesetzliche Entscheidungen einhält.

Wer sind die Brückenbauer?
STRACHE: Es gibt in Kärnten Persönlichkeiten, die sich zum freiheitlichen Lager bekennen. Im Unterschied dazu wollen viele im BZÖ-Parlamentsklub mit dem freiheitlichen Lager nichts zu tun haben und empfinden sich als eine ÖVP-Mehrheitsbeschaffertruppe. Das ist in der Kärntner Landesgruppe nicht der Fall.

Das klingt nach einer Annäherung im Sinne eines CDU/CSU-Modells. Das BZÖ deckt Kärnten ab, die FPÖ den Rest.
STRACHE: Nein, nein, nein. Ich stehe für CDU-CSU-Modelle nicht zur Verfügung. Das ist ein Irrglaube.

Sie wurden oft als Kopie des verstorbenen Landeshauptmanns Jörg Haider kritisiert. Manche glauben, Ihnen werden jetzt die Ideen ausgehen.
STRACHE: Seit ich 2005 die FPÖ mit drei Prozent in den Umfragen und Schulden meiner Vorgängerübernommen habe, habe ich gezeigt, welche Persönlichkeit ich mit meiner Mannschaft darstelle. Damals hätte keiner einen Cent auf uns gewettet.