Herr Minister, wie geht es den beiden befreiten Geiseln, Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner?
NORBERT DARABOS: Soweit es uns zur Stunde bekannt ist, auch, wenn das jetzt ein bisschen formatiert klingen mag: den Umständen entsprechend gut. Das heißt, sie sind in einem Zustand, dass sie die Heimreise antreten können. Die Umstände, die man bedenken muss: Sie litten über acht Monate unter einer sehr einseitigen und ungewohnten Ernährung, einem ungewohnten Klima und der schlimmen psychischen Belastung einer Entführung und Gefangenschaft.

Wann kommen die beiden zurück nach Österreich? Und wohin: Nach Wien oder nach Salzburg?
DARABOS: Das ist noch nicht entscheiden. Die beiden wollen wahrscheinlich als erstes ihre Familien sehen. Also haben wir einiges vorbereitet. Von unserer Seite gibt es zum Beispiel das Angebot, sich zunächst in einer militärischen Einrichtung einem medizinischen Check zu unterziehen. Und dort die Familien zu treffen - auch um sie vor Medien abzuschirmen, die vielleicht auf Sensationshascherei aus sind. Aber diese Entscheidung überlassen wir ganz den beiden. Wir sind auf alle Fälle vorbereitet.

Sie haben gesagt, die Befreiung sei "auf dem Verhandlungswege" zustande gekommen und "unblutig" abgelaufen. Können Sie das ein bisschen genauer beschreiben, bitte?
DARABOS: Wir haben von Beginn an versucht, auf diplomatischem Weg, was das Außenministerium betrifft, aber auch in dem Bereich, in dem meine Leute tätig sind, Informationen zu sammeln. An eine Befreiungsaktion haben wir nie gedacht. Das ginge auch gar nicht, denn Mali ist ein unabhängiger Staat. Insofern war eine Verhandlungslösung die einzige Möglichkeit, die Leute dort heraus zu bringen. Der Schlüssel zum Erfolg war die Kooperation der malischen Regierung. Der Besuch von Bundespräsident Heinz Fischer, der Einsatz von unserem Sondervermittler Anton Prohaska und andere diplomatische Bemühungen waren da sehr hilfreich. Genauso wie einige Dinge, die wir ausverhandelt haben, die für Mali Hilfe bringen

Wurde Lösegeld bezahlt?
DARABOS: Da hatten wir als österreichische Bundesregierung von Anfang an eine klare Haltung: Wir lassen und nicht erpressen, wir verhandeln nicht mit Terroristen. Sonst öffnen wir eine Tür, die uns für Terroristen aus aller Welt erpressbar macht.

Kann man sich das also vereinfacht so vorstellen: Österreich leistet Entwicklungshilfe und betreibt eine diplomatische Offensive. Im Gegenzug setzt sich Mali, im Rahmen seiner Verhandlungen mit Terroristen und Rebellen, auch für die österreichischen Geiseln ein?
DARABOS: So kann man das in etwa sagen.

Können Sie ausschließen, dass Mali Lösegeld gezahlt hat?
DARABOS: Das würde ich nicht ausschließen wollen, aber das entzieht sich meiner Kenntnis. Wir werden das in den nächsten Tagen selbstverständlich evaluieren. Es waren natürlich auch Leute von meinem Ressort unten, die den Prozess begleitet haben. Im Umfeld wurden viele Gespräche abgehört, eine sehr sensible und komplexe Geschichte, denn das Ganze geht über die Al Kaida-Connection hinaus.

Auch wenn Österreich kein Lösegeld bezahlt hat, sind doch hohe Kosten entstanden. In Deutschland gab es bei einem vergleichbaren Fall Diskussionen, ob der Staat Regressforderungen an ehemalige Geiseln stellen soll und darf. Drohen Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner irgendwelche Forderungen von seiten der Republik?
DARABOS: Nein, sie müssen nichts befürchten. Wir setzen uns für jeden Bürger der Republik Österreich, der in so eine Situation kommt, zu hundert Prozent ein. In Deutschland war das Thema, ob der Staat sich für Leute einsetzen müsse, die sich selbst in Gefahr gebracht haben. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Im Gegenteil: es ist die Verpflichtung einer Bundesregierung, sich für jeden Staatsbürger, der im Ausland in so eine Situation kommt, sich hundert Prozent einzusetzen.