Der Streit über das politische Erbe Jörg Haiders im Parlament ist vorerst einmal vom Tisch. Der designierte BZÖ-Obmann Stefan Petzner nahm sich selbst als Klubobmann aus dem Spiel. An dem Tag nach dem Tod Haiders war er auch als Klubobmann ausersehen worden, doch gestern hat er dann selbst Josef Bucher für den Posten vorgeschlagen. Dieser wurde dann von den 21 BZÖ-Nationalräten einstimmig gewählt.

Petzners Vorschlag. Nach der Sitzung sagte Petzner, er habe den langjährigen Abgeordneten Bucher vorgeschlagen, weil dieser ein Wirtschaftsprofi sei. Und: "Es kann nicht einer alles alleine machen. Wir sind ein Team". Bucher fügte hinzu: "Ich glaube, dass wir uns sehr gut ergänzen. Stefan Petzner ist ein unverzichtbarer Parteistratege." Mit demselben Argument hatten er sich vor zwei Tagen noch für Petzner als Klubobmann ausgesprochen. Damit war er bis zur Sitzung nicht alleine gewesen. Parteineuling Ewald Stadler hatte sich dabei besonders hervorgetan. Ein möglicher Grund dafür: Er wollte hinter einem schwachen Klubchef die Fäden ziehen.

Fünf Stellvertreter. Stadler wird nun einer von fünf Stellvertretern Buchers. Neben ihn, wählte der orange Klub Petzner, Herbert Scheibner, Ursula Haubner und Peter Westenthaler. Jeder von ihnen war zuvor auch als Klubobmann ins Spiel gebracht worden, nachdem sich abgezeichnet hatte, das Petzner dem Job nicht gewachsen wäre. Petzner entgegnete dem gestern, einzelne Zeitungen hätten versucht, ihn heraus zu schießen. Dass mit Josef Bucher ein Kärntner die Klubführung übernimmt, zementiert die Vorrangstellung der Landesgruppe. Schon vor der Sitzung hatte der designierte Kärntner Landesobmann Uwe Scheuch angekündigt, dass Westenthaler als Wiener für den Klubvorsitz ausscheide. Im Anschluss an die Sitzung erklärte Westenthaler, dass er mit Bucher als Klubchef sehr zufrieden sei.

Geschlossenheit. Die Partei ist insgesamt um demonstrative Geschlossenheit bemüht. Der neue steirische Abgeordnete Gerald Grosz, ein Vertrauter Westenthalers, spricht davon, dass er "sehr, sehr zufrieden" sei. Er bezeichnete Bucher als "seriösen, eloquenten" Parlamentarier. Ob dieser Schulterschluss hält, wird sich spätestens beim nächsten Parteitag zeigen, und daran, ob Petzner dann auch tatsächlich zum BZÖ-Bundesobmann gewählt wird. Einen Termin für den Parteitag gibt freilich noch nicht.