Die ÖVP hat als Signal der Erneuerung ihren Parteiobmann ausgetauscht. Genügt der simple Austausch des Parteichefs in einer solchen dramatischen Situation?
JOSEF PRÖLL: Sicher nicht, das ist nur ein Mosaikstein. Zuerst müssen wir Klarheit schaffen, warum die ÖVP so ein schlechtes Ergebnis eingefahren hat. Wir haben innerhalb von wenigen Jahren von 42 auf 25 Prozent verloren. Das ist eine dramatische Entwicklung, da braucht es neue Personen, neue Inhalte, einen neuen Zugang zur Politik und den Menschen.

Was heißt inhaltliche Neupositionierung? Das liberale Element stärken?
PRÖLL: Ich will mich jetzt nicht in Schubladen zwängen lassen. Es geht vielmehr um den Stil in der Politik, um die Art und Weise, wie wir neue Lebenswelten und Perspektiven in unsere Arbeit einfließen lassen.

Da sind wir schon bei der Perspektivengruppe, die Sie geleitet haben. Die großen Farbtupfer, die da drinnen waren, konnten nicht auf die Straße gebracht werden.
PRÖLL: Dass am Sonntag die 16-Jährigen wählen durften, findet sich in unseren Papieren. Das war in der ÖVP zunächst ein "no go". Es gibt auch andere Punkte. Wir haben mit unseren Positionierung in der Perspektivengruppe große Schwierigkeiten in der Partei gehabt. Das hat sich aber ausgezahlt. Wir sind den richtigen Weg gegangen.

Wie steht es um die Umsetzung der Homo-Ehe?
PRÖLL: Wenn ich mir die Finanzkrise ansehe, meine ich doch, dass wir derzeit andere Prioritäten haben. Meine Position zu diesem singulären Thema ist bekannt. Die eingetragene Partnerschaft entscheidet aber nicht über das Wohlergehen Österreichs oder der ÖVP.