Rund 184 000 Erst- und Jungwähler standen am Sonntag erstmals in der Wahlzelle. Und haben gleich einen Erdrutsch verursacht. Denn wenn die von den Meinungsforschern der GfK Austria erhobenen Daten nur halbwegs stimmen, dann gibt es ein völlig neues Bild: Die Jugend wählte diesmal nicht Grün, sondern Blau und Schwarz.

Grüne verlieren. Mit 33 Prozent ist demnach die FPÖ bei Menschen bis 30 Jahren die deutlich stärkste Partei, gefolgt von der ÖVP (20%). Erst auf Platz drei folgen SPÖ und Grüne mit je 14 Prozent Zuspruch. Über die Gründe kann Meinungsforscher Peter Ulram vorerst nur mutmaßen: "Die Ansichten junger Menschen in der Ausländer- und Integrationsfrage unterscheiden sich diametral von den Positionen der Grünen." Schuld seien weiters die geringe Reformbereitschaft der Grünen in Sachen Pensionssystem sowie das "Erscheinungsbild" von Parteichef Alexander Van der Bellen.

Jugend zieht nach rechts. Der Politologe Peter Hajek und der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier betonen, dass auch das BZÖ bei der Jugend sehr gut ankommt. Der Zuspruch zur ÖVP wird von diesen Experten als etwas schwächer beurteilt. In der Begründung gibt es aber ähnliche Muster: Die FPÖ habe die besseren Themen gehabt und etwa mit ihrer Forderung nach höheren Einstiegslöhnen oder dem Umbau des Berufsschulsystems gezeilt Jungwähler angesprochen. Heinzlmaier: "Die Spitzenkandidaten von FPÖ und BZÖ waren den anderen turmhoch überlegen. Die Grünen und die ÖVP müssten erkennen, dass man mit einem hässlichen alten Mann in Zukunft keine Wahlen mehr gewinnt." Heinz-Christian Strache hingegen sei "ein Showman, jung und sieht dazu noch gut aus." Laut Hajek hätten die Rechtsparteien zudem "Wahlkampfbilder" erzeugt, die eine Art Revoluzzertum verkörpern.

Alte Wähler bei SP und VP. SPÖ und ÖVP können sich laut GfK-Analyse zwar darüber freuen, sich bei den Pensionisten gut gehalten zu haben. Allerdings ist ihre Wählerschaft "insgesamt stark überaltet", wie Ulram sagt. Für Alarm bei der SPÖ müsse auch der Umstand sorgen, dass die FPÖ - wie schon 1999 - zur Arbeiterpartei Nummer eins geworden ist. Meinungsforscher Fritz Plasser: "Bei ungelernten Arbeitern haben FPÖ und BZÖ zusammen 52 Prozent, also die absolute Mehrheit." Die SPÖ kommt dort nur mehr auf 21 Prozent. Unter den Wahlmotiven fällt laut Plasser die extrem hohe Anti-EU-Stimmung auf. Die ÖVP habe es im Wahlkampf nicht geschafft, ihr Stärkefeld Wirtschaft anzusprechen.