Dieser Streit ist höflich im Ton, aber hart in der Sache. Grüne und Liberale kämpfen um das selbe Publikum: junge, gebildete, städtische Wähler. Die Grünen sprechen von den Liberalen als der "Liste Haselsteiner" und sehen sie von den Interessen des Bauindustriellen dominiert. Die Liberalen wollten von Anfang an besonders den Grünen die Wähler abspenstig machen. Lieber das LIF im Parlament als ein oder zwei Mandate mehr für die Grünen, argumentieren sie.

Entscheidung um Vizekanzler. Das Antreten der Liberalen hat die Grünen am falschen Fuß erwischt. Eigentlich wollten sie die Wahl zu einer Entscheidung um den Vizekanzler machen: Alexander van der Bellen gegen Heinz-Christian Strache. Das dürfte schwierig werden. Selbst wenn es die Liberalen nicht ins Parlament schaffen sollten, müssen die Grünen nun um ein paar Prozent ihrer Wähler fürchten. Offiziell gibt man sich naturgemäß siegessicher und spielt die Bedrohung durch die Liberalen herunter.

EADS Lobbying. Nur Peter Pilz geht die Sache offensiver an. Vor dem letzten Untersuchungsausschuss zum Innenministerium verteilte er an Journalisten Dokumente, die den liberalen Bundessprecher Alexander Zach in Bedrängnis bringen sollen. Diesem wird vorgeworfen, dass er Schmiergelder von Hans-Peter Haselsteiner nach Ungarn weitergeleitet hat. Außerdem soll er für den Eurofighter-Hersteller EADS Lobbying betrieben haben. Zach bestreitet den ersten Vorwurf und sagt zu EADS, dass seine Firma in keinem direkten Vertragsverhältnis stand. Aus veröffentlichten Emails geht jedenfalls hervor, dass eine Hamburger Agentur zwischengeschaltet war.

Schmidt empört. Heide Schmidt, die Spitzenkandidatin der Liberalen reagiert empört. "Ich habe nicht erwartet, dass die Grünen wie alte Besitzstandswahrer agieren." Sie verteidigt ihren Bundessprecher. Die Geschichte in Ungarn sei seit Jahren geklärt. Dass Zach die indirekte Verbindung zu EADS nicht wörtlich angesprochen hat, könne sie im Druck des Wahlkampfs verstehen. "Außerhalb des Wahlkampfes wäre es logischer gewesen zu sagen: Es gibt keine direkte Verbindung, aber," sagt Schmidt.

Ehemalige ÖVP- und FPÖ-Wähler. Nach ihrer Gründung bekamen die Liberalen ihre Stimmen vor allem von ehemaligen ÖVP- und FPÖ-Wählern. Später kamen Grüne dazu und die Basis der Parteien wurde ähnlicher. Die Unterschiede: Aufsteiger in hohen Positionen, aber ohne Universitätsausbildung wählten eher liberal. Unter den liberalen Wählern gab es überdurchschnittlich viele Frauen, wobei die Grünen ebenfalls einen hohen Frauenanteil haben. Die Liberalen flogen jedoch 1999 vor allem deshalb aus dem Parlament, weil ein Viertel ihrer Wähler zu den Grünen abwanderte. "Die Grünen waren damals im Aufwind", sagt der Politikforscher Günther Ogris. Die Situation sei aber jetzt eine andere. "Was die Grünen von den Liberalen gewonnen haben, können sie ebenso wieder zurück verlieren."

Gemeinsamer Gegner. Weil beide Parteien eine ähnliche Klientel bedienen, wissen sie, dass direkte Angriffe auf die andere Partei beim Publikum nicht gut ankommen. Die Auseinandersetzung wird damit wohl im verbindlichen Ton weitergehen. Als gemeinsamer Gegner bleiben immer noch FPÖ und BZÖ