In Israel könnte es bald nach langer Zeit wieder so weit sein. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Staates hat mit Tzippi Livni eine Frau die Chance, Regierungschefin zu werden - ein harter Job in einem Land, das sich in einem dauerhaften Kriegszustand befindet. Die Kadima-Partei hat die Außenministerin mit 43 Prozent ganz knapp zur neuen Chefin gewählt. Ihr Konkurrent Schaul Mofaz erreichte 42 Prozent. Jetzt stehen der Juristin harte Koalitionsverhandlungen bevor. Gelingt ihr die Regierungsbildung, wäre sie am Ziel des Weges nach ganz oben.

In die Fußstapfen von Meir. Livni würde damit in die Fußstapfen einer Frau treten, die als "eiserne Lady" des Nahen Ostens bekannt war: Golda Meir. Die Frau mit dem zerfurchten Gesicht regierte das Land von 1969 bis 1974 - Staatsgründer David Ben Gurion bezeichnete sie einmal als "einzigen Mann im israelischen Kabinett". Ihre politische Enkelin Livni verkörpert einen anderen Typ - eher ruhig und ausgleichend, aber dennoch bestimmt und hart in der Sache.

Angela Merkel. Das trifft auch auf die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu, eine der wenigen weiblichen Regierungschefs. Weltweit lässt sich deren Anzahl an einer Hand abzählen. Merkel jedenfalls hat die Kommentatoren im nördlichen Nachbarland bei ihrem Amtsantritt 2005 vor Rätsel gestellt. Weibliche Klischees treffen auf sie nicht zu, richtig eisern ist sie auch nicht. Außer Zweifel steht, dass sie sich durchgesetzt hat.

Die neue Evita. Mit ganz anderen Mitteln ging dies Cristina Fernandez Kirchner an, die Präsidentin Argentiniens. "Ich würde mich auch vor einem Bombenangriff schminken", sagte sie einmal und meinte das durchaus ernst. An die Macht war sie direkt nach ihrem Mann Nestor Kirchner gekommen und führte im Wesentlichen auch dessen Politik fort. Viele Landsleute sehen sie als neue Evita Peron, sie selbst vergleicht sich lieber mit Hillary Clinton. Ihr Mode- und Schuhtick sorgt oft für Spott.

Widerstände. Gegen ganz andere Widerstände musste sich Michelle Bachelet kämpfen. "Ich bin Frau, Sozialistin, Opfer der Diktatur und lebe getrennt", sagte die jetzige chilenische Präsidentin, als sie 2002 als Verteidigungsministerin antrat. Dinge, die in Chile eigentlich nicht gerade förderlich für eine Politkarriere sind. Und so steht Bachelet, die als junge Frau die brutale Unterdrückung der Diktatur Pinochets am eigenen Leib erfahren musste, für Versöhnung ebenso wie für Fortschritt.

Unterrepräsentiert. Es gibt sie also, die starken Frauen an der Macht. Dennoch sind sie unterrepräsentiert. Nur 20 Länder weltweit haben in im Parlament einen Frauenanteil von mehr als einem Drittel. Österreich belegt mit 32 Prozent Platz sieben in der EU. Deutlich mehr Frauen können Finnland, die Niederlande, Dänemark und Spanien vorweisen. Spitzenreiter in der EU ist ein Nordlicht: In Schweden besteht das Parlament zu 47 Prozent aus Frauen.