Wer kommt nach Kim Jong-il? Darüber wird weltweit spekuliert. Denn der nordkoreanische Staatschef hat laut einem japanischen Fernsehsender Ende Oktober einen zweiten Schlaganfall erlitten. Der 66-Jährige habe danach Schwierigkeiten gehabt, seine linke Hand und sein linkes Bein zu bewegen und leide unter Sprachstörungen. Das meldete der Sender TBS unter Berufung auf US-Geheimdienstquellen. Nordkorea bestätigte den Bericht nicht.

Fäden in der Hand. Seitdem der Diktator Anfang September bei den Feierlichkeiten zum 60. Gründungstag der Demokratischen Volksrepublik fehlte und seither nicht mehr in Erscheinung trat, wird weltweit über seine Nachfolge spekuliert. Von der Frage, wer in Pjöngjang die Fäden in der Hand hält, wenn der "Geliebte Führer" stirbt oder regierungsunfähig wird, hängt viel ab. Sowohl für die Nordkoreaner, die infolge von Kims Isolationspolitik in Armut und Unterdrückung leben, als auch für den Weltfrieden, den der undurchschaubare Herrscher mit seinen Atomwaffen bedroht.

Kollaps des Regimes? Doch da über die Einflussverteilung wenig bekannt ist, scheint eine Fortsetzung der Erbdiktatur des Kim-Klans ebenso möglich wie eine Militärjunta oder der Kollaps des Regimes. "Es gibt keine verlässlichen Informationen", sagt Nordkoreaexperte Andrei Lankov von der Kookmin-Universität Seoul. "Die Nordkoreaner wissen, dass übermäßige Mitteilsamkeit tödlich sein kann."

Umtriebiger Sohn. Sicher ist nur: Kim hat bisher keinen Nachfolger in Stellung gebracht, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Während er selbst Ende der Siebziger zum Erbe seines Vaters Kim Il-sung erklärt worden war und bis zu dessen Tod 1994 einen Großteil der Amtsgeschäfte übernommen hatte, ist von Kims Kindern bisher keines politisch in Erscheinung getreten. Gemäß konfuzianischer Familientradition wäre Kims ältester Sohn Kim Jong-nam der prädestinierte Erbe.