Im österreichischen Wahlkampf ist das Internet immer noch ein Nebenschauplatz. Die Parteien nutzen ihre Websites zwar als "politisches Schaufenster", sagt der Politikforscher Peter Hajek. Es passiere aber nicht rasend viel. In den USA läuft der Wahlkampf deutlich anders: Hillary Clinton wollte neue Wege beschreiten und gab ihre Kandidatur im Internet bekannt. Ihr Konkurrent Barack Obama ging noch weiter. Er nutzte das Internet als Maschine zum Spendensammeln und Vernetzen seiner Anhänger. Er sprach damit Leute an, die sonst vielleicht gar nicht wählen gingen. Hillary Clinton hat ihre Kandidatur zu einem Gutteil im Internet verloren.

Grundausstattung. Die österreichischen Parteien gehen die Sache großteils gemächlicher an. Fotos, Videos und Blogs, also Online-Tagebücher, gehören jedenfalls zur Grundausstattung. Außerdem springen meist die aktuellen Plakate der Parteien ins Bild. Auf der ÖVP-Homepage kann man sich ausgiebig mit Werbematerial eindecken. Ein "Es reicht"-Button kann ebenso per Internet bestellt werden wie ein Notizblock um stolze neun Euro. Zur Mobilisierung bietet die ÖVP eine Mitfahrbörse zum Wahlkampfauftakt in Graz. Innerhalb der SPÖ wollen vor allem die jungen Roten die Internetnutzer zur Beteiligung bewegen. Wer will, kann ein eigenes Profil anlegen sowie Videos und Fotos hinaufladen. Am aktivsten betreiben die Grünen den Internet-Wahlkampf. Sie haben Benutzer über mögliche Wahlplakate abstimmen lassen und ihnen die Möglichkeit gegeben, einen Handy-Klingelton für die Grünen zu komponieren. Als einzige Partei bieten sie ihre Homepage auch auf Englisch, Türkisch und Kroatisch an.

"HC-Man" im Einsatz. Im letzten Wahlkampf brachte es die FPÖ mit dem H.C.-Strache-Rap als Musikvideo zu Aufmerksamkeit. Derzeit ist lediglich der "HC-Man" im Einsatz, ein Strache-Comic-Held, der "die Welt rettet". Ansonsten dominieren Presseaussendungen. Auch der Internet-Auftritt des BZÖ wird von Text dominiert - und Fotos von Jörg Haider. Während die Parlamentsparteien zumindest teilweise also Unterhaltung bieten wollen, schaffen es die kleineren Parteien überhaupt nur über das Internet, dass sie ihre Programme in aller Ausführlichkeit vorstellen können. Die Liberalen setzen bewusst auf das Internet, weil sie damit ihre Zielgruppe, hauptsächlich junge Wähler in Städten, am einfachsten und günstigsten erreichen können. Klassischen Wahlkampf auf der Straße werden sie nur vereinzelt betreiben.

Internet reicht nicht. Das Internet alleine reicht nicht, um an junge Wähler heranzukommen, gibt Politikforscher Hajek zu bedenken. Die Parteien müssten ihre Inhalte anders darstellen. "Das darf gar nicht als Politik erkennbar sein, sondern muss einen guten Schmäh haben", sagt Hajek. Das Interesse der Internetnutzer an den Parteien hält sich einstweilen noch in Grenzen, wie die Besucherzahlen auf der Video-Plattform YouTube belegen. Auch hier ist der Unterschied zu den USA augenscheinlich. Die Seite von Barack Obama wird regelmäßig mit seinen neuen Reden aktualisiert. In Österreich vergehen schon einmal Wochen, bis es neue Videos zu sehen gibt.