Andrea Kdolsky hat den großen Auftritt nie unbedingt gescheut. Der Abschied erfolgt nun aber still und leise per Aussendung über die Austria Presse Agentur. Sie werde nicht mehr als Ministerin zur Verfügung stehen. Gerüchte über ihren Rücktritt hätten die Einigkeit der ÖVP in Frage gestellt, lässt Kdolsky verlautbaren.

Druck der Partei zu groß. Der Druck innerhalb der Partei war letztlich zu groß geworden. Als Kdolsky noch vor kurzem trotzig erklärte, sie stehe auch ohne fixes Mandat als Ministerin zur Verfügung, platzte dem Wiener ÖVP-Nationalrat Ferry Mayer der Kragen. "Ich will Andrea Kdolsky in der nächsten Regierung nicht mehr sehen," sagte er.

Erleichterung. In der ÖVP dürfte man erleichtert sein, dass Kdolsky noch rechtzeitig nachgegeben hat, um sich und der Partei das Schicksal der ehemaligen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer zu ersparen. Die unbeliebte Ministerin war einer der Gründe, dass die ÖVP bei den Wahlen 2006 baden ging. Damals galt noch das ÖVP-Motto: "Wir lassen uns niemanden aus der Mannschaft schießen." ÖVP-Spitzenkandidat Wilhelm Molterer nahm die "sehr persönliche Entscheidung" Kdolskys trocken "zur Kenntnis". Er verliert mit Kdolsky die zweite Vizeobfrau nach der Tiroler Ex-Landesrätin Elisabeth Zanon.

Aufforderungen zum Rücktritt. Die Aufforderungen zum Rücktritt begleiteten die ausgebildete Ärztin Kdolsky seit Beginn ihrer Ministerkarriere. Nichtraucher-Vereine, Familienplattformen und Oppositionsparteien fanden keinen Gefallen an der auffälligen Quereinsteigerin. Kdolsky verstimmte die eigene Partei vor allem mit privaten Enthüllungen, etwa als sie im Radio über ihre Scheidung und die Beziehung zu einem jüngeren Mann redete. Vor einem Jahr beklagte sie die eingeschränkte Entscheidungsmacht in der Politik: "Es macht mich krank, nervös, physisch und psychisch müde."

Eine Achterbahnfahrt. Kdolsky erlebte ihre Regierungszeit als "Achterbahnfahrt". Ihre großen politischen Initiativen waren nicht von Erfolg gekrönt. Ihre Gesetz zum Nichtraucher-Schutz in Lokalen beurteilten Lungenärzte als "völlig ungeeignet, um die Bevölkerung vor den Gefahren des Passivrauchens zu schützen." Die mit SPÖ-Sozialminister Erwin Buchinger verhandelte Gesundheitsreform schrumpfte zur Kassenreform bevor sie vollständig scheiterte. Buchinger könnte nun ein ähnliches Schicksal wie Kdolsky ereilen. Ohne fixes Mandat auf einer Liste gilt seine politische Zukunft als ungewiss. Damit wären die zwei schillerndsten Mitglieder der Bundesregierung ebenso schnell weg, wie sie vor eineinhalb Jahren kamen.