Russland hatte den Kaukasus im Süden im Zuge eines 150 Jahre dauernden Krieges erobert, aber in dessen Inneren wenig verändert. Rückwirkend prägte auch der Kaukasus Russland nachhaltig. Er ist eine Welt für sich, mit über 100 Sprachen und Dialekten. Die einzige alte Kultur- und Literatursprache ist das Georgische. Wie Russen und Armenier sind die Georgier orthodoxe Christen. So war es natürlich, dass sich Moskau bei der Eroberung des Kaukasus auf Tiflis stützte. An einer wichtigen Wegkreuzung gelegen, war Georgien zwischen Persien, der Türkei und Russland umkämpft. Im 17. Jahrhundert erschien den georgischen Königen das Bündnis mit den russischen Glaubensbrüdern vorteilhafter.

Stalin. Später lehrte ein Georgier Russland das Fürchten: Stalin. Er wurde in Gori an der ossetischen Grenze geboren. In den 40er- und 50er-Jahren trieben Stalins Georgier in Russland ihr Unwesen. Trotzdem waren die Georgier in Russland immer gut angeschrieben, sei es wegen des historischen Bündnisses der christlich-orthodoxen Völker oder aus purer Sympathie. Deshalb wirkte die vor zwei Jahren von Präsident Putin angezettelte antigeorgische Kampagne auf die Gesellschaft befremdend.

Unterdrückung. Während des russischen Bürgerkrieges hatte das kurzzeitig unabhängige Georgien die Osseten brutal unterdrückt. Nach der Wiedereingliederung in den jetzt sowjetrussischen Staat gründeten die Kommunisten 1921 eine ossetische autonome Republik - Grundlage für den Unabhängigkeitsanspruch Südossetiens, der 1992 blutig proklamiert wurde.

Missverständnis. Der russisch-georgische Konflikt kam durch ein Missverständnis zustande. Eduard Schewardnadse, einst Parteichef Georgiens, war ein Mitstreiter Michail Gorbatschows. Nach der Wende 1991 reihte Boris Jelzin ihn aber automatisch unter seine Feinde ein. Schewardnadse kehrte nach Tiflis zurück und wurde Republikchef. Doch statt ihn zu unterstützen, verlangte der Kreml, er sollte die moskautreuen abtrünnigen Provinzen Südossetien und Abchasien gewähren lassen. Das schwächte Schewardnadse. Schließlich wurde er vom US-freundlichen Michail Saakaschwili abgelöst. Russland hat seinen alten Verbündeten verloren.