Sie wird jedenfalls noch erkannt. "Jö schau, die Heide Schmidt is a wieder do", ruft ein älterer Herr erfreut. Heide Schmidt sammelt in der Grazer Herrengasse Unterstützungserklärungen für das Liberale Forum. Die Steiermark ist das einzige Bundesland, in dem die Unterschriften nur schleppend zusammenkommen. Bis Freitag haben die Liberalen noch Zeit.

Sympathie bei älteren Frauen und jungen Leuten. Umringt von jungen Helfern in gelben Poloshirts, mit einer Sonnenblume in der Hand geht Heide Schmidt auf mögliche Unterstützer zu. Freundlich, aber bestimmt überreicht sie einen "schönen Gruß der Liberalen". Sie spricht vor allem ältere Frauen und junge Leute an, im doppelten Wortsinn. Diese versichern meist sofort ihre Unterstützung und werden von einem der Helfer ins Amtsgebäude geführt, um zu unterschreiben. Ältere Männer sind schwieriger zu überzeugen. "Ich bin in einem anderen Lager. Das stört aber nicht die Sympathie", sagt einer von ihnen.

Keine Lust auf Bad in der Menge. Heide Schmidt ist eigens für den ORF-Report nach Graz gekommen. Wahlkampf auf der Straße gehört nicht zu ihren Vorlieben. "Es ist mir kein besonderes Bedürfnis, ein Bad in der Menge zu nehmen", sagt sie. Dennoch gehöre es zum politischen Geschäft. Geduldig hört sie sich an, was ihr angetragen wird.

Wohlfühlwahlkampf. Eine ältere Frau fragt nach, wie es die Liberalen mit der Religion halten, schließlich sei sie praktizierende Katholikin. Den Liberalen gehe es lediglich um die Trennung von Religion und Staat, antwortet Schmidt. Die Frau ist nicht so recht überzeugt. "Ja, ja, ja, ja", sagt sie, bevor sie weitergeht. Ansonsten überwiegen die Sympathiebekundungen. Oft bekommt Schmidt zu hören, dass sie so glaubwürdig sei. Inhaltliche Diskussionen entstehen erst gar nicht. Nur einem älteren Herrn, der FPÖ und BZÖ für wählbar hält, erwidert Schmidt; "Na glauben Sie nicht, dass die die Menschen gegeneinander aufhetzen?"

Gang zum Amt schlimm genug. Nach einer halben Stunde erklärt Schmidt das Mitfilmen des ORF für beendet. Es gebe jetzt Bilder zuhauf. Es sei schlimm genug, dass die Leute auf ein Amt gehen müssten, eine Kamera verschlimmere das noch. Am Nachmittag stellt sie sich mit ihrem Team noch vor ein anderes Amtsgebäude. Die "Liste Dinkhauser" und die "Linke" haben dort schon ihre Stelltische aufgebaut und versuchen ebenfalls Unterstützer zu finden.

Grantige Beamten. "Wir würden uns auch wünschen, dass der Dinkhauser noch einmal kommt", sagt der Wahlwerber der Konkurrenz, ein obersteirischer Lehrer, der seiner Tochter zehn Euro pro Stunde fürs gemeinsame Wahlwerben zahlt. Er beschwert sich, dass man für eine Unterschrift in den dritten Stock gehen müsse, zu einer grantigen Beamtin, die Leute niederschreie. Auch Schmidt beklagt die Schwierigkeiten der persönlichen Unterschrift. "Das Bekennertum in Österreich ist nicht wirklich ausgeprägt", folgert sie.

Bezahlte Helfer. Wenige vertraute Gesichter aus der Vergangenheit, die Liberalen setzen vor allem Jugendliche einer Promotion-Firma ein. Diese bekommen Geld, versichern allerdings, dass sie voll hinter der Sache stehen. Einer versucht sein Glück bei einer älteren Frau: "Gnädige Dame, haben Sie Lust, die Liberalen zu unterstützen?" Schmidt schüttelt kurz den Kopf. Auch ohne Kamera kommen immer wieder Leute auf sie zu. "Ich muss Sie begrüßen, weil Sie so sympathisch sind", freut sich ein junger Mann. Nach etwa zwanzig Minuten und nachlassender Laufkundschaft verabschiedet sich Schmidt mit einem "Darf ich jetzt gehen?". Das Bad in der Menge dürfte diesmal aber ein angenehmes gewesen sein.