Das wird in Teilen der SPÖ immer intensiver diskutiert. Gusenbauers Nachfolger als SPÖ-Chef, Werner Faymann, drängt nicht dazu. "Er bleibt, bis die neue Regierung angelobt wird", lässt Faymann ausrichten. Das sei "so ausgemacht". Ein Intim-Kenner Gusenbauers will dafür ein anderes Motiv kennen. "Er bleibt, weil er die Partei inzwischen hasst." Dass er damit die SPÖ-Wahlchancen schmälern werde, sei Gusenbauer egal.

Gespaltene Meinung. Ob dessen Verbleib als Kanzler der SPÖ nützt oder schadet, spaltet auch Meinungsforscher. "Ich würde nicht zum Abgang raten", sagt Imma Palme vom SPÖ-nahen Ifes-Institut. Obwohl die Situation "ungewöhnlich" sei. Für Faymann sei es viel wichtiger, ob er sich öffentlich als Alternative zu ÖVP-Chef Wilhelm Molterer "und zu Gusenbauer" entwickeln kann, meint Palme. Wolfgang Bachmayer von OGM plädiert hingegen für "eine klare Lösung", Gusenbauers Rücktritt. Faymann, der am 8. August in Linz neuer SPÖ-Chef werden wird, sollte auch in die Kanzlerrolle schlüpfen. Dies brächte ihm "einen gewissen Bonus", behauptet der Meinungsforscher. Es sei auch nicht unerheblich, ob Faymann bei TV-Debatten als Kanzler oder Minister angesprochen werde. "Auch die Konkurrenten sind dann netter", glaubt Bachmayer.

"Bis Linz hat er Zeit". Ein ÖVP-Minister hält es für "logisch", dass Faymann Gusenbauer auch noch als Kanzler beerben wird. "Bis Linz hat er Zeit." Sollte er noch rasch Kanzler werden, "wünsche ich alles Gute", ätzt ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon. "Das wäre den Leuten schwer zu erklären", meint er. "Die ÖVP hat wenig Interesse, dass Gusenbauer geht", glaubt Hofburg-Sprecher Bruno Aigner.