Herr Minister, Sie wollen Erster werden in der Hoffung, dass sich eine Große Koalition ausgeht. Warum muss man dann überhaupt wählen?
WERNER FAYMANN: Ich war nicht für Neuwahlen. Es war die ÖVP, die sich geweigert hat, eine Erneuerung mit neuen Köpfen vorzunehmen. Wolfgang Schüssel hat zum dritten Mal vorzeitige Neuwahlen vom Zaun gebrochen, um das letzte Wahlergebnis zu korrigieren. Wenn es ihm nicht gelingt, gehe ich davon aus, dass sich in der ÖVP die konstruktiven Kräfte durchsetzen: Koordinator Josef Pröll, die Landeshauptleute, die Sozialpartner.

Schüssel ist an allem schuld? Das ist doch sehr simpel.
FAYMANN: Schon auch Herr Molterer als ÖVP-Chef. Aber es hat sich die Schüssel-Linie durchgesetzt.

Die SPÖ hat doch auch ihren eigenen Kanzler demontiert.
FAYMANN: Wann immer die SPÖ für was eingetreten ist, hat man bereits wetten können, dass die ÖVP Nein sagt. Gusenbauer hat gesagt, er kandidiert nicht mehr. Molterer hat diese Größe gefehlt.

Was hat Gusenbauer falsch gemacht? Was machen Sie anders?
FAYMANN: Ich möchte mich nicht von Gusenbauer weg differenzieren. Ich will, dass die Wähler vom ersten Tag an wissen, dass ich mein Wort halte. Ich will vor der Wahl nichts garantieren, was ich nach der Wahl nicht halten kann.

Das war der große Fehler 2006?
FAYMANN: Es war zumindest in der Wahrnehmung ein Fehler. Viele unserer Wähler haben geglaubt, das werde dann auch so passieren. Eins kann ich heute schon garantieren: Ich werde mit der Strache-FPÖ keine Koalition bilden. Menschen, die mit Gehässigkeiten arbeiten, habe ich nie als meine Partner gesehen.