Madiba" nennen ihn die Südafrikaner, "Vater". Am 18. Juli 2008 wird Nelson Mandela 90. Gefeiert wird seit Wochen, am Kap und auf der ganzen Welt. Viele Gratulationstermine mit den Mächtigen, Reichen und Schönen der Welt hat der weißhaarige Mann mit dem vom Leben gezeichneten Gesicht, dessen Lächeln nie versiegt ist, hinter sich. Den heutigen Tag aber will er ganz privat, im Kreis seiner Familie verbringen. In seinem Heimatort, mit seiner dritten Frau Graca Machel und den Kindern.

Symbolfigur. Weltweit gilt Mandela als Symbolfigur des Kampfes gegen die Apartheid, für Freiheit und Versöhnung. Vor vierzehn Jahren fanden Ungerechtigkeit und Unterdrückung durch die Rassentrennung ein Ende. Mandela hatte dafür fast ein Drittel seines Lebens im Gefängnis gesessen. Verurteilt worden war der Jurist für den bewaffneten Kampf gegen das Regime. Den gewaltfreien Widerstand hatten er und seine Mitstreiter des "African National Congress" 1960 aufgegeben.

Jubel von Tausenden. Als Mandela am 11. Februar 1990, nach immer stärkerem internationalen Druck auf Befehl von Präsident F. W. de Klerk freikam, jubelten ihm im Stadion von Soweto 120.000 Menschen zu. Mandela rief sofort zur Versöhnung auf. Vier Jahre später war er der erste schwarze Präsident Südafrikas.

Starke Macht. Seither hat sich Südafrika zur wirtschaftlich stärksten Macht des Kontinents entwickelt. Doch die Masse der Bevölkerung hat keine Chance, am Aufschwung teilzuhaben. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist enorm. Die sozialen Spannungen entladen sich immer wieder auf schreckliche Weise: Mord und Überfälle sind an der Tagesordnung. In den Townships, den Slums der Großstädte, regieren brutale Banden. Immer wieder kommt es zu fremdenfeindlichen Gewaltorgien gegen afrikanische Einwanderer. Und weil Südafrika 2010 die Fußball-WM ausrichtet, fällt der Welt jetzt besonders auf, was seit Jahren ein Problem ist.

Belastungsprobe. Vieles - die hohe Arbeitslosigkeit, die Energiekrise, explodierende Preise und eine der weltweit höchsten Kriminalitätsraten - wird dem zögerlichen Handeln der Regierung von Thabo Mbeki angelastet. Unsicherheit herrscht wegen des gespaltenen Verhältnisses in der Regierungskoalition. Die Wahl im nächsten Jahr gilt als Belastungsprobe.

Volkskrankheit Aids. Noch kein Rezept hat die Regierung auch gegen die Volkskrankheit Aids. Fast 1000 Südafrikaner sterben jeden Tag daran. 5,4 Millionen Menschen im Land sind infiziert, mehr als elf Prozent der Bevölkerung. Der Friedensnobelpreisträger Mandela hat sich den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit mit seiner Stiftung zu einer Lebensaufgabe gemacht. Ausgestanden ist er noch lange nicht.