Mit welchen Gefühlen haben Sie diese Woche das Hohe Haus verlassen?
ALFRED GUSENBAUER: Eigentlich mit gar keinen besonderen. Es war eine normale Parlamentsdebatte, wie das halt in Vorwahlzeiten der Fall ist.

Kein Anflug von Wehmut?
GUSENBAUER: Nein, überhaupt nicht.

Obwohl Sie nicht mehr für die Nationalratsliste kandidieren werden?
GUSENBAUER: Es war mir klar, dass ich, wenn ich nicht mehr als Spitzenkandidat antrete, auch für das Parlament nicht mehr kandidieren werde.

Wie war die Reaktion im Präsidium?
GUSENBAUER: Es ist zur Kenntnis genommen worden, wie das halt so üblich ist. Es wird einem dann gedankt, weil bekanntlich ist das, was am Grabstein steht, immer freundlicher als die Nachrede, die man sonst hat, oder?

Sie wissen den Dank einzuschätzen.
GUSENBAUER: Ich bin da ganz realistisch. Einzig meine Leute in Ybbs sind irgendwie verstört. Die haben die ganze Zeit angerufen und gesagt: Das kannst du uns nicht antun.

Jetzt wollen Sie eine Zäsur setzten?
GUSENBAUER: Ja, Abgeordneter, Parteivorsitzender und Bundeskanzler, das ist vorbei. Es ist nicht sinnvoll, jetzt wieder ins Parlament zurückzugehen. Da soll man einen Schlussstrich ziehen.

Ein Ministeramt oder EU-Amt kommen nicht in Frage?
GUSENBAUER: Europäische Politik wird mich natürlich weiter interessieren. Aber dieser Lebensabschnitt ist beendet und jetzt habe ich ein paar Monate Zeit, mir zu überlegen, was ich in der zweiten Hälfte meines Lebens machen werde.

Helmut Kohl, Wolfgang Schüssel sind geblieben...
GUSENBAUER: Das hat dann aber immer ein bisschen etwas mit Vergangenheitsbewältigung zu tun. Außerdem: Einem Jungen den Platz zu versitzen, ist nicht unbedingt mein Bestreben.

Gibt es Angebote?
GUSENBAUER: Es gibt einzelne Vorschläge. Da muss man sich alles anschauen und zum Glück habe ich einige Monate Zeit und muss keine panikartigen Entscheidungen treffen. Jetzt muss ich einmal loslassen.

Wie schwer fällt das?
GUSENBAUER: Eigentlich fällt es nicht schwer.

Werden Sie sich im Wahlkampf noch engagieren?
GUSENBAUER: Ehrlich gesagt hängt das davon ab, was gewünscht wird. Wenn mein Einsatz gefragt ist, werde ich das gerne machen. Aber ich bin kein Kandidat und kein Spitzenkandidat mehr.

Also keine Wanderungen mehr wie im Wahlkampf 2006.
GUSENBAUER: Wandern gehe ich sicher.

Aber nicht mehr für andere.
GUSENBAUER: Mit anderen.