Die Côte d'Azur ist der sommerliche Treffpunkt von Reich und Schön aus aller Welt. Wer vom Schicksal nicht so begünstigt und kein EU-Bürger ist, wird es künftig noch schwieriger haben, nach Europa zu gelangen. Die EU will härter gegen illegale Einwanderer vorgehen.

Eckpfeiler. Das haben die Innenminister der Europäischen Union nun bei einem Treffen im mondänen südfranzösischen Badeort Cannes vereinbart. Gemeinsame Abschiebeflüge, raschere Ausweisungen, schärfere Grenzkontrollen sowie Abkommen mit den Herkunfts- und Durchreiseländern der Migranten - das sind die Eckpfeiler eines Einwanderungspakts, den die französische EU-Ratspräsidentschaft vorgelegt hat. Auch sollen alle Neuankömmlinge die Landessprache erlernen und sich zu europäischen Werten bekennen. Beschlossen werden soll der Pakt von den Staatschefs im Herbst.

Gastarbeiter-Regelung. Für den französischen EU-Vorsitz hat eine Vereinheitlichung der Einwanderungspolitik in Europa oberste Priorität. Die legale Einwanderung soll gesteuert und die illegale bekämpft werden. Leitprinzip der neuen Zuwanderungspolitik soll die so genannte "zirkuläre Migration" sein. Diese ist ein moderner Rückgriff auf das Gastarbeitermodell der 70er-Jahre und sieht vor, dass qualifizierte Arbeitskräfte mit nur kurzfristigem Aufenthalt in die EU geholt werden.

Vorwurf. "Wir machen aus Europa keinen Bunker, sondern wir steuern Wanderbewegungen in der Welt", wehrte sich der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble gegen den Vorwurf, man wolle Europa abschotten. Seine österreichische Kollegin Maria Fekter erklärte: "Österreich war stets ein offenes Land für Verfolgte. Asyl soll aber nur bekommen, wer es wirklich braucht."

Massenlegalisierung. Nicht durchsetzen konnte Frankreich sich mit seiner geplanten harten Linie gegenüber den illegalen Einwanderern, die sich bereits in der EU aufhalten. Derzeit sollen das gut acht Millionen sein. Zwar wurden in der ersten Hälfte des Vorjahres mehr als 200.000 festgenommen, aber weniger als 90.000 wurden ausgewiesen. Allein 700.000 illegale Einwanderer, die in Spanien in der Gastronomie und der Landwirtschaft arbeiteten, erhielten 2005 einen legalen Aufenthaltsstatus. Paris hatte solche Massenregularisierungen ganz verbieten wollen, doch Madrid legte sich erfolgreich quer.