Es scheint nicht gut zu laufen für die ÖVP.
JOSEF PRÖLL: Das Rennen ist knapper geworden, das kann man aus den Umfragen ablesen. Das ist aber kein Grund nervös zu werden, wir haben alle Chancen in der Hand, als Nummer 1 durchs Ziel zu gehen. Der Wahlkampf ist in Wahrheit erst im Anlaufen.

Werner Faymann sagt, er wünscht sich Josef Pröll als Vizekanzler, die Kronen Zeitung ebenso. Wie gehen Sie damit um?
PRÖLL: Weder die Kronen Zeitung noch Werner Faymann werden bestimmen, wer nach der Wahl in der ÖVP-Regierungsmannschaft sitzen wird. Das ist dazu zu sagen, nicht mehr und nicht weniger. Der Hauptgegner für die ÖVP ist nicht die Kronen Zeitung, es ist die SPÖ. Da geht es um die Nummer 1, und deshalb müssen wir uns mit dem Spitzenkandidaten, dem Wiener Werner Faymann auseinander setzen, der zwar alles für Wien tut, aber wenig für den Rest Österreichs.

In einer ÖVP-Zeitschrift stellen Sie es als etwas Negatives dar, dass Faymann ein Mann der Wiener SPÖ ist. Sie sind doch ein Mann der niederösterreichischen ÖVP, die doch auch nicht als zimperlich gilt.
PRÖLL: Es geht um die Frage, wie einer Politik macht, und zwölf Jahre als Stadtrat haben Werner Faymann extrem geprägt. Er bedient gerne Netzwerke, aber er hat auf bundespolitischer Ebene sehr wenig Erfahrung. Gerade Willi Molterer hat auch in Brüssel viele Jahre ganz wesentlich Verantwortung wahrgenommen. Was von Faymann in Brüssel, bei den Transitgesprächen zur Wegekostenrichtlinie gezeigt wurde und in anderen Bereichen, ist enden wollend.

Im Wahlkampf stellt sich die ÖVP als glaubwürdig, verantwortungsbewusst und verlässlich dar. Sind das die Schlagworte, mit denen man eine Wahl gewinnt?
PRÖLL: Man muss das aus der SPÖ-Performance seit der letzten Wahl sehen: Wollen wir ein zweites Experiment nach dem Gusi-Flop, diesmal mit Werner Faymann? Oder setzen wir auf jene Partei, die an der Spitze Menschen hat, die bewiesen haben, dass sie führen können, die nur das versprechen, was sie halten können? Das ist ein wesentlicher Unterschied.

Neben Erwin Pröll proklamieren auch der Oberösterreicher Josef Pühringer und der Wirtschaftsbündler Christoph Leitl, dass es weiter eine große Koalition mit der SPÖ geben soll, quasi ohne Wenn und Aber.
PRÖLL: Hier unterscheide ich mich durchaus von den Genannten. Der Wähler wird entscheiden, dann wird man sehen, was arithmetisch alles möglich ist. Klar ist: Wenn man weiß, wer alles von der Mandatszahl potenzieller Partner sein kann, dann muss man in die programmatische Auseinandersetzung gehen, mit wem es überhaupt geht.

Wessen Antreten ist für die ÖVP gefährlicher: Fritz Dinkhauser oder Heide Schmidt?
PRÖLL: Wir haben so viele wahlwerbende Gruppen wie nie zuvor, auch ein Sieben-Parteien-Parlament rückt in den Bereich der Möglichkeiten. Der Wahlkampf ist erst angelaufen und ich bin überzeugt, dass viele, die jetzt als Sieger gestartet sind, als Bettvorleger enden werden.