Kommenden Montag wird es rund gehen: Im Happelstadion spielt das österreichische Fußballnationalteam gegen das deutsche, in der Hoffnung auf das "Wunder von Wien" oder zumindest auf eine Niederlage mit Anstand. Die niedergelassenen Ärzte schließen für diesen Tag ihre Praxen, in der Hoffnung, die Gesundheitsreform doch noch verhindern zu können oder zumindest abzuschwächen. Und noch einer wird an diesem Tag auf ein Wunder hoffen, darauf, dass seine Parteifreunde nicht allzu hart mit ihm ins Gericht gehen und wenn, dann zumindest nicht in aller Öffentlichkeit: Bundeskanzler und SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Die Chance, dass am Montag alles rund läuft, steht in jedem der drei Fälle schlecht.

Tagesordnung wird nicht kürzer. In der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße versichert man, dass die Tagung des Parteipräsidiums, des höchsten Gremiums der Sozialdemokraten, seit Monaten für kommenden Montag geplant gewesen sei, quasi ein Routinetermin. Nach dem Wahldesaster vom Sonntag wird die Tagesordnung jedenfalls nicht kürzer: Die SPÖ hat in Tirol ein Drittel ihrer früheren Wähler verloren, ist von einer Mittel- zur Kleinpartei geschrumpft. Nach Graz und Niederösterreich ist damit die dritte wichtige Wahl daneben gegangen, seit die SPÖ vor eineinhalb Jahren das Kanzleramt zurückerobert hatte.

Protestwahl gegen Bundespolitik. Etliche Parteigranden wollten nicht auf nächsten Montag warten und richteten Gusenbauer schon am Montag aus, wie es nun weitergehen solle: Es habe sich gezeigt, dass Tirol auch "eine Protestwahl gegen die Bundespolitik war", sagte etwa der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl. Nun sei "gute Sachpolitik" angesagt. Oberösterreichs SPÖ-Chef Erich Haider forderte eine "massive Kurskorrektur". Bei den sozialdemokratischen "Eckpfeilern" Pensionen, Gesundheit und Inflation dürfe es "keine Kompromisse mehr geben. Die SPÖ-Inhalte müssen umgesetzt werden, das ist doch keine von der ÖVP geführte Regierung!" Wie auch die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller meinte Haider aber, die SPÖ brauche jetzt sicher keine Personaldebatte.

Personal-Diskussionen auf Bundesebene. Da sind die beiden ausnahmsweise einmal einer Meinung mit ihrem Bundesparteivorsitzenden Gusenbauer. Der drehte den Spieß am Montag nämlich um und schob seinen notorischen Kritikern die Schuld in die Schuhe: "Der Wahlkampf war zum Teil überlagert von personalpolitischen Diskussionen, die auf Bundesebene geführt wurden", sagte Gusenbauer: "Das hat der Tiroler SPÖ sicher nicht genützt."