Nach den Vorwahlen in South Dakota und Montana hat Barack Obama die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten so gut wie sicher. Zwar gewann Hillary Clinton in South Dakota, doch Obama hat die nötige Schwelle von 2118 Delegiertenstimmen übersprungen. Clinton will dennoch weitermachen - und alle Welt rätselt über ihre Motive.

1.Warum gibt Clinton trotz aus sichtsloser Lage nicht auf?
ANTWORT: Clinton hat 18 Millionen Wählerstimmen. Das ist enorm viel für eine US-Vorwahl. Viele ihrer Anhänger - vor allem Frauen, Arbeiter und Latinos - tun sich schwer, Obama zu wählen, wenn Ihnen Clinton dies nicht ausdrücklich empfiehlt. Sie weiß, dass Obama auf ihre Hilfe angewiesen ist. Um ihre Anhänger nicht zu verärgern, wird sie versuchen, von Obama möglichst viel als Gegenleistung für ihren Rückzug herauszuschinden.

2.Warum hat Clinton zwar mehr Wähler-, aber weniger Delegiertenstimmen als Obama?
ANTWORT: Das liegt am Wahlsystem: Die Delegierten der Bundesstaaten werden gemäß des Stimmenanteils der Kandidaten verteilt. Clinton hat große Staaten gewonnen, aber mit kleinem Vorsprung vor Obama. Dieser hat viele kleine Staaten gewonnen, aber mit großem Vorsprung. Außerdem werden die großen Staaten Florida und Michigan nur halb gezählt, weil sie die Vorwahlen gegen den Willen der Parteiführung vorgezogen haben.

3.Strebt Clinton einen Posten in einer Regierung Obama an?
ANTWORT: Clinton hat bereits angedeutet, als Vizepräsidentin zur Verfügung zu stehen. Das wäre ein Zeichen der Versöhnung innerhalb der Partei, der das lange Vorwahlkampfduell geschadet hat. Aber auch wichtiger Ministerposten (etwa das Außenamt) käme für sie in Frage - oder als Senatorin weiter zu machen.

4.Würde das ihrem Machtanspruch genügen?
ANTWORT: Amerikanische Senatoren sind sehr mächtig. Eines ihrer Hauptanliegen, eine Gesundheitsreform, könnte sie als Senator mehr beeinflussen als etwa als Vizepräsidentin.

5.Spielt Geld bei Hillary Clintons Hartnäckigkeit eine eine wichtige Rolle?
ANTWORT: Das ist sicher ein Beweggrund. Denn Clinton steckte mangels ausreichender Spendengelder 11,5 Millionen Dollar aus eigener Tasche in ihren Wahlkampf. Je länger sie weitermacht, desto mehr Gelder kann sie zum Ausgleichen ihrer Schulden lukrieren.

6.Hat Clinton noch eine theoretische Chance auf den Sieg?
ANTWORT: Sie hat immer noch die Möglichkeit, beim Nominierungsparteitag Ende August in einer Kampfabstimmung gegen Obama anzutreten. Eine Chance hätte sie dort aber nur, wenn Obama bis dahin noch einen fatalen Fehler macht. Dann könnte sie noch eine Mehrheit der Delegierten auf ihre Seite ziehen.

7.Was wäre der Preis für einen solchen Sieg?
ANTWORT: Für die Demokraten wäre dies fatal. Sie leiden ohnedies schon unter dem Endlos-Duell. Im Fall einer Kampfabstimmung Clinton/Obama hätte der Republikaner John McCain den Sieg bei der Präsidentenwahl im November wohl schon fix in der Tasche