Keine Fata Morgana: Der Aufmischer des Bundesheeres, einer der allerersten Zivildiener überhaupt, Peter Pilz, Arm in Arm, Bruderschaft trinkend mit Generalstabschef Roland Ertl. Rotwein schürt Sangeslust. "Marina, Marina, Marina" schmettern die beiden im Garten bei der Rax. Staunende Offiziere drücken sich an Fensterscheiben Nasen platt.

Beschimpfungen. Jahre später zieht Pilz, jetzt als Vorsitzender des "Eurofighter-Ausschusses" gegen Du-Freund Ertl vom Leder. Beschimpft ihn, weil er einer Eurofighter-Siegerparty samt lustigen Zielscheibenschießen auf Ministerporträts in Langenlebarn dabei war.

Widersprüchlich? Pilz wie er leibt und lebt. Mit hoher Sensibilität für Strukturen der Macht. "Ein Glück, dass er sie nur kontrolliert - und nicht hat", sagt ein Kenner des streitbaren und neben Parteichef Alexander Van der Bellen - den Pilz in die Politik geholt hat - bekanntesten Grün-Politikers.Der Kontroversiellste ist er jedenfalls.

Bühne für Pilz. "Jetzt hat er wieder die Bühne die er braucht", ärgern sich politische Gegenspieler, seit Pilz nach einem Interview von Ex-Kripchef Herwig Haidinger Lunte gerochen, er vor eineinhalb Wochen den gekränkten Beamten zum Kronzeugen für angeblich schlimmes Polit-Spitzeltum der ÖVP im Innenministerium aufgebaut hat. Pilz entwirft mit seiner hohen, spekulativen Intelligenz wieder wilde Verschwörungstheorien, skandalisiert, treibt Gegner zur Weißglut und Bewunderer in Verzückung. "Es tut mi a bissl zerreißen", beschreibt er seine aktuelle Verfassung. In Wiener Büro mit dem berühmten Piranha-Aquarium stapelten sich schon mehr neue Hinweise von Beamten über Umtriebe im Innenministeriums, als er überhaupt bearbeiten könne.

Pilz blüht auf. Der 53-jährige Ex-Trotzkist , mit dem es die Grünen nie leicht hatten und der 1999 nur noch über deren Reststimmen ins Parlament gekommen ist, knöpft sich reihenweise ÖVP-Innenminister vor. In seiner Ulk-Band "Prinz Pezi und die Staatssekretäre" gibt er sich mit tieferen Rängen ab.

Klagen schrecken ihn nicht. Der schlaue Charmeur und Erfinder von "Platter-Watch", die Innenminister Günther Platter mit Videokameras auf die Nerven geht, zeigt sogar den Polizeiminister wegen Verdachts auf Bruch des Amtsgeheimnisses an. Ausgerechnet Pilz, wundert sich viele, die glauben, der kompromisslose Steirer betreibe ähnliches am Fließband , ohne Skrupel zu haben. "Ich bin kein Beamter", kann nichts brechen, behauptet Pilz. Und zündet sich eine fette, kubanische "Partagas" an. Klagen schreckten ihn nicht. "Zwischen 100 und 200" habe er schon überstanden, "nur fünf bis zehn Mal" vor Gericht verloren. Übrig bleibt sein Wonnegefühl, wacker für den Rechtsstaat zu kämpfen. Das darf man ihm glauben.