Die Aufregung ist groß in Deutschland: Ein Gesetzesentwurf sieht vor, das Sexualstrafrecht für Jugendliche zu verschärfen. Das Ziel ist zwar, Kinder und Jugendliche vor dem Abgleiten in die Prostitution zu schützen. Doch Oppositionspolitiker und Experten befürchten, dass auch normales Sexualverhalten von Jugendlichen kriminalisiert werden könnte: Strafbar könnte sich zukünftig im Extremfall etwa ein 17-Jähriger machen, der seine 16-Jährige Freundin ins Kino einlädt und mit ihr dann einvernehmlichen Sex hat.

Altersgrenze soll angehoben werden. Bisher ist es nämlich nur verboten, dass über 18-Jährige gegen "Entgelt" mit unter 16-Jährigen intim werden. Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) will das Alter der Opfer auf 18 Jahre anheben und jenes der Täter auf 14 Jahre senken. Das heißt, wenn etwa die besorgte Mutter der oben genannten 16-Jährigen deren Freund anzeigt, könnte er bestraft werden, da er die Kinokarten bezahlt hat. Mit der Neuregelung wollen die Deutschen einen EU-Rahmenbeschluss umsetzen.

Schlupflöcher sollen genützt werden. Oppositionspolitiker fordern, die deutsche Regierung solle wie etwa Österreich Ausnahmen und Schlupflöcher nutzen, die der EU-Rahmenbeschluss möglich macht. Etwa, beim sexuellen Missbrauch das Täteralter nicht unter 18 Jahre senken. Mit dem geplanten deutschen Gesetz könnten "Täter jünger sein als ihre Opfer, und selbst der misslungene Versuch einer sexuellen Annäherung unter Jugendlichen gegen Entgelt soll unter Strafe gestellt werden", kritisierte der Grünen-Parlamentarier Jerzy Montag. Die Opposition ortet eine Kriminalisierung von sexuell aktiven Jugendlichen. Justizministerin Zypries hält diese Befürchtungen für überzogen.

Bilder im "Bravo" gesetzeswidrig. Auch bei der geplanten Verschärfung des Pornographie-Gesetzes gibt es Kritik. Denn es kann ebenso zu abstrusen Fällen kommen. Stellt etwa eine 17-Jährige Nacktfotos von sich ins Internet, könnte ein 14-Jähriger bestraft werden, der das Bild herunterlädt oder weitergibt. Problematisch wären dann etwa auch freizügige Berichte und Bilder in Aufklärungs-Magazinen wie "Bravo" oder in Chat-Foren im Internet.