Herr Landeshauptmann, Peter Westenthaler, Ihr Mann an der BZÖ-Spitze, will nicht mehr. Wie beurteilen Sie seine Situation?
JÖRG HAIDER: Mit Verständnis. Die Lage ist nicht einfach. Das Spiel zwischen Regierung und Opposition funktioniert nicht mehr. Die Regierungsparteien streiten gezielt, damit die Opposition nicht zu Wort kommt. Es ist frustrierend, wenn von der Koalition Unsinn verzapft wird, andererseits die Opposition wenig Chancen bekommt, sich mit Positionen zu profilieren.

Unsinn kommt laut Westenthaler auch aus dem BZÖ: Jörg Haiders Gesamtschul-Position sei sozialistische Politik, meint er.

HAIDER: Ich sehe das als Anerkennung. Ich wollte immer Demokrat und sozial sein. Schauen Sie nach Kärnten: Als sozialer, demokratischer Politiker habe ich - Beispiel Familienpolitik - mehr für die Bevölkerung getan, als das in anderen Bundesländern der Fall ist. Das will Westenthaler auch nicht korrigieren.

Was dann?

HAIDER: Er hat vielleicht ein bisserl Angst vor einer roten Schulpolitik mit einer Gesamtschule, die alle über einen Leisten spannt. Unser Modell ist anders, wir wollen das Niveau heben und nicht den Plafond absenken.

Das Signal, dass der Chef einer Partei die Lust verloren hat, ist doch verheerend, oder?

HAIDER: Nein, es ist eher ein Eintreten für alle Politiker. Diese werden auf dem Niveau von Kriminellen behandelt. Schauen Sie auf die Leserbriefseiten oder Kommentare in Medien. So wird niemand mehr bereit sein, Politiker zu werden. Das provoziert eine negative Auslese.

Haben wir die nicht schon?

HAIDER: Ich glaube, dass das Gros unserer Politiker ein hohes Maß an idealistischer Gesinnung einbringt. Peter Westenthalers Aufschrei sollte Anlass sein, über die politische Kultur nachzudenken.

Das überrascht von einem, der im politischen Nahkampf nicht zu den Vornehmsten zählt. Und Westenthaler als Retter der politischen Ethik zu sehen, fällt schwer.

HAIDER: Denken Sie an die christliche Glaubenslehre. Dort ist Saulus plötzlich zum Paulus geworden und hat viel bewirkt. Vielleicht gelingt das jetzt auch Peter Westenthaler.

Hat sein Frust nicht damit zu tun, dass er sich von Ihnen allein gelassen fühlt und dass er eine Partei führt, die bestenfalls eine Landesorganisation ist?

HAIDER: Eine neue Partei hat viele Hürden zu überwinden. Das war auch Westenthaler bewusst. Ich habe mich auf meine Landesverantwortung zurückgezogen, weil ich nicht will, dass ein Bundesparteiobmann ständig von mir korrigiert wird.

Was machen Sie, wenn Westenthaler wirklich geht. Dann haben Sie niemanden mehr.

HAIDER: Erstens glaube ich, dass er nicht geht, sondern mit Begeisterung für uns kämpfen wird. Er hat die Kraft, nach Frustrationen wieder durchzustarten. Zum anderen wären Nachfolger vorhanden. Es gibt eine Menge Kollegen in der Nationalratsfraktion, die interessante Persönlichkeiten sind.

Und Jörg Haider selbst?

HAIDER: Es muss Schluss damit sein, wenn etwas nicht geht, zu sagen, der Haider soll es reparieren. Mein Beitrag ist der, in Kärnten zu zeigen, dass es eine Alternative zu Rot-Schwarz gibt.