Anfangs sah es ganz danach aus, als hätte sich die Bawag bloß von einem trickreichen Wallstreet-Fuchs aufs Kreuz legen lassen. Als im Oktober 2005 aufflog, dass sie erst dieser Tage Philipp Bennett, dem Chef des damals weltgrößten Prime Brokers (Dienstleister für Hedge Fonds) Refco, fast freihändig einen 350-Millionen-Kredit gegeben hatte. Zur Sicherheit gab es Refco-Aktien, die aber schon zwei Tage später fast wertlos waren: Weil Bennett, ein Freund des damals schon pensionierten früheren Bawag-Chefs Helmut Elsner, kurz darauf in New York verhaftet wurde und Refco pleite war.

Milliarden-Verluste. Ohne diesen Kredit und die für die US-Hochfinanz echt erschütternde Refco-Pleite – das Broker-Haus war erst kurz davor unter Schalmeienklängen von höchst renommierten Banken an die Börse gebracht worden – hätte die im März 2006 geplatzte Bawag-Bombe wohl nie gezündet. Denn erst im Zug der Refco-Affäre stellte sich heraus, was der Bawag-Vorstand über Jahre verschleierte und bis zuletzt krampfhaft zu vertuschen versuchte: dass die Bawag zwischen 1995 und 2000 über karibische Steueroasen in riskante Geschäftszweige expandierte und durch eifrige Mithilfe der schillerndsten Figur in der ganzen Affäre, Wolfgang Flöttl, Sohn des früheren Bawag-Chefs Walter Flöttl, rund zwei Milliarden Euro verloren hat.

Zur Beichte gezwungen. Doch "Kommissar Zufall" wollte es anders. Bei Refco-Ermittlungen kamen immer mehr Fakten zutage, die schließlich dazu führten, die zur Verschleierung des Bawag-Milliardendebakels raffiniert ausgetüftelte Konstruktion aus Firmen und Liechtensteiner Stiftungen wie ein Kartenhaus zusammenkrachen zu lassen. Dann blieb den Bawag-Direktoren nichts mehr übrig als die Beichte. Sie wollten die in der Ära von Generaldirektor Helmut Elsner gebauten Milliardenverluste klammheimlich bilanziell verdauen.