Haben Sie gestern eine Flasche Chianti geöffnet und angestoßen?
JÖRG HAIDER: Worauf?

Auf den Zustand der Klagenfurter und Kärntner SPÖ nach dem Wirbel um mögliche Wahlmanipulationen?
HAIDER: Ich bin kein Mensch mit Schadenfreude. Was da passiert ist, ist bedrohlich, weil auch die Parteiendemokratie gefährdet wird.

Sie sind seit Monaten politisch hyperaktiv. Man möchte meinen, Sie können nicht bis zum Wahltermin im März 2009 warten. Für vorgezogene Landtagswahlen bräuchten Sie das Ja der SPÖ.
HAIDER: Die SPÖ hat zwar einen Antrag auf Neuwahlen im Landtag liegen, will ihn aber nicht aktivieren. Würden wir es tun, müsste die SPÖ gegen ihren eigenen Antrag stimmen. Das wäre eine bezeichnendes Bild, wenn die Partei, die immer sagt, sie muss die Politik Haiders beenden, den Weg dazu nicht frei gibt. Aber ich habe immer gesagt: Ich bin für den geplanten Termin. Anders wäre es, wenn Kanzler Alfred Gusenbauer etwa in der Ortstafelfrage wirklich über uns drüberfahren würde.

Diesen Freitag hätte das Ortstafel-Gesetz im Parlament beschlossen werden können. Ist es eine Genugtuung für Sie, dass das nicht passiert ist?
HAIDER: Was diesen Vorschlag Gusenbauers betrifft: Ja. Der wäre so nicht umsetzbar. Besser wäre es gewesen, einen Prozentsatz unter den bisherigen 25 Prozent Slowenenanteil in einer Gemeinde festzulegen. Aus meiner Sicht zum Beispiel 18 Prozent. Dann ist das Gesetz saniert und wir brauchen nicht mehr verhandeln. Gusenbauer hat ja politische Geschäfte mit seinen Bürgermeistern gemacht, einige herausgenommen, dafür ÖVP-Gemeinden hinein gedrückt. Das geht so nicht. Den Minderheitenanteil festzulegen und diesen in Verfassungsrang zu setzen, das wäre die Lösung. Dann hat auch der Herr Vouk mit seinen Schnellfahr-Aktionen keine Basis mehr.

Könnten die Slowenenvertreter dafür sein?
HAIDER: Das weiß ich nicht. Einerseits berufen sie sich auf den Verfassungsgerichtshof. Andererseits hätten sie jetzt eine Lösung akzeptiert, die sich gegen die Spruchpraxis des VfGH richtet.

Sie haben dem Bundesrpräsidenten einen scharfen Brief geschrieben, weil er Ihnen vorgeworfen hat, eine Ortstafel-Lösung zu verhindern. Ist das nicht sehr empfindlich von einem, der Tafeln verrückt und eine Kärnten-wird-einsprachig-Kampagne gestartet hat?
HAIDER: Ich habe dem Bundespräsidenten immer ehrlich gesagt, was aus meiner Sicht geht und was nicht geht. Vom Verhandlungstisch aufgestanden sind immer andere: zweimal die Slowenen, einmal die SPÖ. Und auch jetzt waren nicht alle SPÖ-Bürgermeister im Boot. Meine Meinung dazu: Entweder bringen wir eine Lösung im friedlichen Sinne zusammen oder gar nichts.

Was ist, wenn sich SPÖ und ÖVP auf Bundesebene einigen und ein Ortstafel-Gesetz beschließen?
HAIDER: Da sag' ich: Wenn sie keine breite Basis haben, wird halt die Umsetzung schwierig sein.

Was heißt das? Jörg Haider an der Spitze eines neuerlichen Ortstafelsturms?
HAIDER: Nein, um Gottes Willen, das stellen sich alle falsch vor. Aber es gibt Gemeinden, die sind sensibel. Da kann ich Euch garantieren, da stehen die Tafeln nicht lange. Ich will nicht haben, dass es Bilder gibt, auf denen Leute die Tafeln umreißen. Daher muss es eine Lösung geben, bei der die Mehrheit der Leute sagen kann: Das ist unter dem Strich beendet.

Sie malen einerseits ein slowenisches Territorium in Kärnten an die Wand, andererseits hat sich der Staat Slowenien in der Ortstafel-Causa sehr zurück gehalten.
HAIDER: Das hat einen guten Grund. Slowenien hat selbst Probleme im Umgang mit seinen Minderheiten. Die wissen: Wenn sie bei uns zu viel andrucken, kriegen sie selbst das Echo.

Wie geht es jetzt konkret weiter. Verhandeln Sie oder halten Sie sich zurück?
HAIDER: Wenn der Bundeskanzler jetzt im Sommer wandern geht, soll er nicht nur über die Petzen nach Slowenien gehen, sondern einen Tag opfern und mit mir und den anderen Parteiobleuten reden. Eines sag' ich ganz offen. Ich bin ja nicht ewig Landeshauptmann und ich will selbst Einfluss nehmen auf eine akzeptable und haltbare Lösung.

Ewig ist niemand Landeshauptmann, Sie wollen es aber nach der nächsten Wahl sicher noch sein, oder?
HAIDER: Werden wir ja sehen.

Gaby Schaunig hat schon deponiert, sie möchte Landeshauptfrau werden.
HAIDER: Dann bin ich's eh wieder.

Was ist so schlecht an Schaunig und den Sozialdemokraten. Sie haben gemeinsam mit ihnen ein Doppelbudget beschlossen, für die gemeinsame Mittelschule etwas weiter gebracht und beim Pflicht-Kindergarten stehen die Zeichen auf Umsetzung?
HAIDER: In der Sache kommen wir eh zusammen. Aber sie hat einen Haider-Komplex.

Und wie steht es mit der ÖVP, ein williger Junior-Partner nicht nur beim Hypo-Verkauf? Sollten Sie aufgrund von Umfrageergebnissen nicht daran denken, die Mandatshürde für den Landtag zu senken, um sich diesen Juniorpartner erhalten zu können?
HAIDER: Die ÖVP wird so etwas nicht brauchen. Man muss nur sehen, dass sich das christlich-soziale Lager in Kärnten immer schwerer getan hat als in anderen Bundesländern. Für die ÖVP besteht nur eine Gefahr: Wenn sie den Verdacht zulässt, ein rotes Kärnten zu ermöglichen, dann ist sie weg.