Investor Tilo Berlin bestätigt, dass die Hypo-Bank eigentlich mit 4,2 bis 4,7 Milliarden Euro bewertet wurde. Hätte man nicht mehr erzielen können?
JÖRG HAIDER: Das war eine Bewertung des Managements in Hinblick auf den Börsegang, der aber frühestens 2010 erfolgen hätte können. Dass sich der Wert der Bank bis dahin so positiv entwickelt hätte, wäre denkbar. Aber es ist eher eine Paradiesvariante. Es zeigt aber auch, welches enorme Potenzial in der Bank steckt und dass wir richtig gelegen sind, im Vorjahr zu unserer Hypo zu stehen und keinen Schreckverkauf erwogen haben.

So wie die Grawe?
HAIDER: Der Verkauf der Grawe-Anteile an die Berlin-Gruppe war eindeutig ein Schreckverkauf. Sie haben ja schon vorher mit anderen verhandelt, um 100 Prozent der Aktien abzugeben. Die Grawe hat die Nerven verloren.

Zieht man die Paradiesvariante in Erwägung, wäre dann nicht ein Börsegang sinnvoller gewesen?
HAIDER: Ein Börsegang wäre sehr schwierig geworden. Man hätte doch von außen alles getan, um uns den mit allerlei Störfeuern zu vermiesen.

Investor Tilo Berlin umweht jetzt der Duft, den großen Schnitt mit Kalkül gemacht zu haben.
HAIDER: Berlin hat der Bank Freiheit ermöglicht. Denn die Kapitalerhöhung im Herbst war ein echter Knackpunkt. Die Bank hat die 250 Millionen für die weitere Expansion unbedingt gebraucht, doch keine der Österreichischen Banken hat ein Ohrwaschel gerührt. Sie haben damit gerechnet, dass die Hypo ohne das nötige Kapital austrocknet und dann ein Schnäppchen wird. Und in London haben Hedge-Fonds, wie Cerberus oder J.C.Flowers ein Kartell gebildet, das die Bewertung der Hypo mit 1,8 Millionen Euro zu niedrig angesetzt hat.

Und dann kam der Retter in der Not in Gestalt von Tilo Berlin?
HAIDER: Er hat eine Investorengruppe zustande gebracht, die bereit war, einen hohen Preis zu akzeptieren - 2,2 Milliarden.

Alles Freunde von Jörg Haider?
HAIDER: Alles sehr kluge Leute, die das Zukunftspotenzial der Bank erkannt haben und sich von den Spekulationsverlusten nicht beeindrucken ließen.

Sie haben ja gut dabei verdient.
HAIDER: Der Lohn des Tüchtigen.

Warum hat sich das Land nicht an der Kapitalerhöhung beteiligt?
HAIDER: Es hätte keinen Sinn gemacht, Anteile zu erwerben, wenn wir sie beim Börsegang wieder abgestoßen hätten. Aber wenn es hart auf hart gegangen wäre, hätten wir die 250 Millionen aus dem Zukunftsfonds hernehmen müssen.

Die SPÖ sieht das nicht so rosig und verlangt einen Untersuchungsausschuss.
HAIDER: Aber bitte sehr. Wir legen alles sehr gerne auf den Tisch, es ist ein lupenreiner und sehr erfolgreicher Deal.

Gabi Schaunig schmollt, dass sie nicht rechtzeitig davon informiert wurde.
HAIDER: Wir mussten das sehr diskret verhandeln, weil wir wussten, dass die Kanonen in Stellung gebracht werden. Ferdinand Lacina in der Landesholding war eine Unwägbarkeit, seine Verbindungen zum Wiener Bankplatz sind noch immer eng.

Sie schlafen jetzt zufrieden?
HAIDER: Es ist eine schöne Geschichte, die zeigt, dass man mit Zusammenhalt in der Provinz der großen Welt des Geldes ein Schnippchen schlagen kann.