Mittwochnachmittag trat ein Handwerker an die Tür des Arbeitszimmers des russischen Präsidenten im Kreml und schraubte die Plakette mit der Aufschrift "Wladimir Wladimirowitsch Putin" ab. Die neue mit dem Namen Dmitri Medwedews lag schon seit Tagen bereit. Damit war die feierliche Amtseinsetzung des gewählten Präsidenten beendet.

Amtseid. Beim ersten Gongschlag der Kremluhr am Erlöserturm hatte Medwedew zuvor den Georgs-Saal betreten. Er schritt durch die Zimmerflucht des Großen Kremlpalastes und erreichte Punkt 12 Uhr Moskauer Zeit das Podium im Andreas-Saal. Dort forderte ihn der Vorsitzende des Verfassungsgerichts Waleri Sorkin auf, den Amtseid zu leisten. Der gewählte Präsident legte die Hand auf die in Leder gebundene Landesverfassung und sprach die vorgeschriebene Formel: Er schwöre, Menschen- und Bürgerrechte zu respektieren sowie Russlands Souveränität und Unabhängigkeit, Sicherheit und Integrität zu verteidigen.

Präsidentenstandarte. Zu Klängen der Staatshymne wurde über der Residenz die Präsidentenstandarte gehisst. Der neue Präsident hielt seine Antrittsrede. Der Festakt wurde vom zentralen russischen Fernsehen landesweit übertragen und unten an der Moskwa wurden zu Medwedews Ehren 30 Artilleriesalven abgefeuert. Nach dem offiziellen Festakt traten Wladimir Putin und Dimitri Medwedew gemeinsam ins Freie, um dem Vorbeimarsch einer Ehrenformation des sogenannten Kremlregiments auf dem Kathedralenplatz beizuwohnen. Die Tür war breit genug für beide, so dass keiner dem anderen den Vortritt lassen musste.

Regen wurde verhindert. Die neue Konstruktion der russischen Staatsmacht wurde dadurch geradezu plastisch deutlich. Das Thermometer zeigte nur drei Grad. Von der Moskwa wehte kalter Wind, das Schlimmste konnte der Wetterdienst aber verhindern. Spezialflugzeuge hatten Trockeneis und Jodsilber in die Regenwolken gesprüht, so dass diese 70 Kilometer vor Moskau abregneten. In dem Moment, als Putin das Präsidentenamt niederlegte, wurde er automatisch Chef der Staatspartei "Einiges Russland". Nur eine Nacht soll er ohne ein Staatsamt bleiben. Denn schon heute tritt die Staatsduma zu einer Sondersitzung zusammen, um ihn als neuen Regierungschef zu bestätigen. In Verbindung mit dem Parteivorsitz wird seine Machtfülle der des Präsidenten ebenbürtig sein.

Protestmarsch. Mit seinem Rücktritt vom Präsidentenposten habe Putin zwar die Verfassung befolgt, mit seinem Verbleib im russischen Machtgefüge verhöhne er allerdings den Geist der Verfassung, kritisierte die Opposition. Die Bewegung "Anderes Russland" hatte einen Protestmarsch unter den Parole "Nein zu Selbstherrschaft und Thronfolge" angekündigt. Die Behörden verboten dies aber und boten den Veranstaltern keinen Ausweichplatz an, was sie laut Gesetz hätten tun müssen. Stattdessen drohten sie mit harten polizeilichen Maßnahmen. Im letzten Moment sagte die Opposition d die Veranstaltung ab - "damit keine Menschen nicht zu Schaden kommen". Russland hat zwar seit gestern einen neuen Präsidenten, aber die alten autokratischen Strukturen.