Jörg Haider will in seiner Aschermittwoch-Rede erneut einen Vorstoß für den Freistaat Kärnten machen. Sind sie stolz? Immerhin waren sie 1990 in einer Vordenkergruppe der (damals geeinten) FPÖ "Vater" der Freistaat-Idee.
Andreas Mölzer: Damals war ganz Europa im Umbruch: Tito-Jugoslawien ging unter, der Eiserne Vorhang fiel, es kreiste die Debatte, ob Slowenien als zehntes Bundesland zu Österreich käme. Da waren wir der Meinung, man sollte Kärnten staatsrechtlich speziell positionieren und kamen auf den Terminus Freistaat Kärnten. Es gab damals schon Logos und Pickerln. Bevor es konkreter wurde, ist Haider aber als Landeshauptmann abgewählt worden.

Welche Bedeutung kann die reaktivierte Freistaat-Idee im heute geeinten Europa haben?
Andreas Mölzer: Tragödien wiederholen sich meist nur als Farce. Was Haider nicht zufällig in einer Büttenrede am Aschermittwoch präsentiert, ist eine Groteske. Die alten Ideen aus der Mottenkiste der freiheitlichen Geschichte, die seinerzeit interessant waren, sind heute lächerlich.Was man heute als Freistaat benennen will, ist der Versuch, aus Kärnten ein Rückzugs-Bollwerk eines gescheiterten Altpolitikers zu machen.

Sie sehen die Freistaat-Idee rein parteipolitisch?
Andreas Mölzer: Sicherlich. Es war 1990 die Überlegung, mit einem FPÖ-Landeshauptmann aus Kärnten ein Vorzeigemodell für Österreich zu machen. Heute ist es umgekehrt zu sehen.

Man hält aber am "Wir sind wir" fest.
Andreas Mölzer: Wobei die Frage im übrigen Österreich lautet, ob das zweite "wir" nicht mit doppel "r" geschrieben werden müsste.

Offensichtlich geht es mit der Freistaat-Idee jetzt um Identitätswahrung, auch um Abgrenzung gegenüber Slowenien. Ist das notwendig?
Andreas Mölzer: Heute ist Slowenien ein relativ positiver Nachbar, von dem keine Bedrohung ausgeht. In unserer Idee damals hieß es: Kärnten ist etwas Besonderes: eigenwillige Geschichte, Brücke zwischen den drei großen Kulturen, autochtone Minderheit. Das alles wollten wir in einen positiven Kontext setzen. Haider hat in seiner ersten Landeshauptmann-Zeit versucht, eine offene Volksgruppenpolitik zu machen. Heute ist das anders: Heute soll das der Freistaat sein, in dem man mit juristischen Tricks die Volksgruppe schikaniert. Wenn der Herr Petzner (geschäftsführender BZÖ-Chef, Anm.) der Vordenker des Freistaates ist, dann muss ich sagen: Armes Kärnten.

Sie waren einst Haiders Quer- und Vordenker. Was sagen Sie nun als Nachdenker über Haider?
Andreas Mölzer: Weil mich meine politische Biografie lange Jahre mit ihm verbunden hat, bin ich traurig. Der Herr Grosz und der Herr Petzner, das ist das, was personell von dieser politischen Bewegung bleibt, die Haider abgespalten hat. Er selbst ist auf ganzer Länge gescheitert. Er klammert sich mit allen Tricks an die Ortstafelfrage, an die Freistaat-Idee. Sonst ist da nichts mehr.