Herr Landeshauptmann, Wolfgang Schüssel, dem Sie nach Knittelfeld Vergeltung geschworen haben, ist nicht mehr Kanzler: Sind Sie befriedigt?
Jörg Haider: Nein. Ich bedaure, dass es keine Fortsetzung unserer Koalition mit der ÖVP gibt. Das wäre gut für Österreich gewesen. Jetzt stellt eine Partei den Bundeskanzler, die vor den Wahlen erfolgreich die Wähler angelogen hat und nach der Wahl alle Versprechen bricht.

In Wien wird eine Regierung angelobt, es gibt Demonstrationen, nur Jörg Haider ist nicht dabei. Wie fühlen Sie sich da?
Jörg Haider: Sehr entspannt, sehr entlastet. Die sechs Jahre waren eine totale Herausforderung. Wir waren eine wirkliche Reformregierung. Stichwort: Kinderbetreuungsgeld, Steuerreform, Asylgesetze, neue Arbeitsplätze. Außerdem haben wir für Kärnten viel herausgeholt und 6,4 Milliarden Euro ins Land gebracht.

Der Preis des BZÖ für die Wende war hoch. In Kärnten sind Sie weiter ein Faktor, bundesweit kaum. Müssen Sie sich nicht "mea culpa", meine Schuld, bekennen?
Jörg Haider: Ich habe in den Jahren von 1999 bis heute die Interessen meiner eigenen Partei zurückgestellt und staatspolitisch gehandelt. Aber vielleicht gleicht die Geschichte das aus. Denn nach dem miserablen Start, den die Lügenregierung gehabt hat, wird es für uns als Opposition nicht schwer sein, den Wählern klar zu machen, dass sie hinters Licht geführt wurden.

Wo wollen Sie sich positionieren? Die ÖVP ist christlicher, die SPÖ sozialer, die Grünen grüner und die FPÖ lauter und rechter.
Jörg Haider: Als soziale Freiheitsbewegung hätten wir eine Riesenchance. Wir haben immer gezeigt, dass Freiheit bei uns mit sozialer Absicherung verbunden sein muss. Dem kleinen Mann zu helfen, bewegt mich, weil ich selbst aus diesem Milieu komme.