Herr Generaldirektor Nowotny, warum sollen Sparer ihr Geld bei ihrer Bawag lassen?
EWALD NOWOTNY: Deshalb, weil das Kerngeschäft der Bank solide ist und war. Die Probleme haben ganz andere Nebenaktivitäten verursacht, die beseitigt sind.

Können Sie ausschließen, dass in der Bawag noch irgendwo größere Verluste auftauchen?
NOWOTNY: Ich kann nur ausschließen, dass noch etwas mit größeren finanziellen Auswirkungen auftaucht. Das meint auch ein neuer, uns schon bekannter Bericht der Finanzmarktaufsicht.

Können Sie garantieren, dass die staatliche Haftung von 900 Millionen Euro Steuergeld nicht schlagend wird?
NOWOTNY: Unser Ehrgeiz ist es, die Haftung nicht in Anspruch zu nehmen. Sie käme zum Tragen, wenn größere Forderungen ausfallen. Unser größter Schuldner ist unser Eigentümer ÖGB. Ausschließen kann ich nichts.

Wie weit ist denn die skandalöse Bawag-Vergangenheit intern schon aufgeklärt?
NOWOTNY: Wir können die Vorgänge, die zum Milliardenverlust geführt haben, jetzt minutiös darstellen. Es bleiben Fragen offen.

Welche denn?
NOWOTNY: Es geht dabei um bestimmte Vorgänge, um bestimmte Personen, die nur von der Staatsanwaltschaft zu hinterfragen und etwa durch Öffnung von Konten aufzuklären sind.

Sind auch Beträge aufgetaucht, die völlig unerklärlich sind?
NOWOTNY: Es ist in der Tat so, dass es etwa bei den ÖGB-Stiftungen zum Teil unklar ist, was der Sinn verschiedener Geldflüsse war.

Wenn Sie zurückschauen, welches Sittenbild haben Sie entdeckt?
NOWOTNY: Es ist offen gesagt schwer erklärlich, weil es in einer für mich früher völlig undenkbaren Art so war, dass es eine Bank in der Bank gegeben hat.

Was werfen Sie Ihrem Vorvorgänger Helmut Elsner als Bawag-Chef vor?
NOWOTNY: Es gibt eine Reihe konkreter Vorwürfe. Der erste ist, dass er sich in Spekulationsgeschäfte eingelassen hat, die für die Bank absehbar extrem riskant waren. Zweitens werfe ich ihm vor, dass er den Aufsichtsrat darüber nicht informiert hat. Drittens hat er in der Bank ein autoritäres System installiert, das entsprechende, interne Kontrollen verhindert hat. Und viertens hat er, nachdem schon massive Verluste aufgetreten sind, in der Art eines Spielers noch einmal weitere Spekulationsgeschäfte gemacht. Er trägt für dieses Managementversagen die Verantwortung im besonderen Maß.

Gegen welche Gesetze hat Elsner konkret verstoßen?
NOWOTNY: Ich bin kein Jurist. Aber es ist für mich offensichtlich, dass er elementar gegen das Bankwesengesetz verstoßen hat. Aus meiner Sicht liegen auch Aspekte der Untreue vor, die für mich schon mehr als fahrlässig sind.

Gab's auch Verstöße gegen das Aktienrecht?
NOWOTNY: Ich nehme an, aber da bin ich eine Laie.