Sie laden heute zu einem Infoabend zur Frage "Zweisprachige Ortstafeln - Revision der Volksabstimmung 1920?" Welche Antwort geben Sie?

Josef Feldner: Zweisprachige Ortstafeln bedeuten keine Revision der Volksabstimmung. Wir stehen zum Ortstafelkonsens. Es geht um eine Qualität des interkulturellen Zusammenlebens und der guten Nachbarschaft. Dazu braucht es den guten Willen von beiden Seiten.

Sie haben im Vorjahr mit zwei Slowenenorganisationen und dem Historiker Stefan Karner das als historisch geltende Karner-Kompromiss-Paket zur Ortstafellösung miterarbeitet. Was ist das Wesentliche daran?

Josef Feldner: Dass aus langjährigen Konfliktpartnern Konsensparteien geworden sind. Das gemeinsam Erarbeitete wäre vor ein paar Jahren nicht möglich gewesen. Die Bedeutung dieses Konsens geht weiter über die Ortstafeln hinaus.

Störfeuer gibt es nach wie vor von slowenischer wie kärntner Seite.

Josef Feldner: Hundertprozentige Übereinstimmung wird es nicht geben. Der Dialog wird nicht mit allen möglich sein. Man sollte aber vorweg niemanden ausschließen.

Was fordern Sie an gutem Willen von slowenischer Seite ein?

Josef Feldner: Bei historisch Belastetem sollte mehr Sensibilität gezeigt werden. Wenn in slowenischen Atlanten oder Landkarten Südkärnten miteinbezogen wird, wäre es positiv, das nicht als "Atlas Sloweniens" zu bezeichnen, sondern zu ergänzen, "mit angrenzenden österreichischen Regionen". Es geht um Kleinigkeiten, um den guten Willen, um Rücksichtnahme.

BZÖ und Abwehrkämpferbund stellen neue zweisprachige Ortstafeln als Revision der Volksabstimmung dar. Sie liefern den Konterpart?

Josef Feldner: Da muss auch Slowenien einen Beitrag leisten: indem zweisprachige Ortstafeln nicht als Marksteine slowenischen Territoriums gesehen werden, sondern als Beweis für die Existenz einer geförderten Volksgruppe. Es bedarf auch eines gewissen Realitätssinns: dass man von Maximalforderungen nach 394 Ortstafeln abgeht (Rat der Slowenen, Anm.)

Wo sehen Sie die Kärntner in der Ortstafelfrage positioniert?

Josef Feldner: In 77 Ortschaften gibt es seit Jahrzehnten zweisprachige Ortstafeln. Die sind ein Faktum, an dem sich keiner mehr stößt. Weiter Ortstafeln würden genauso aufgenommen, vorausgesetzt das Aufstellen erfolgt stufenweise und es gibt vertrauensbildende Maßnahmen. Dieser Prozess braucht Geduld.

Kaum zu glauben, dass diese Aussagen vom Heimatdienst kommen. Wie war dieser Wandel möglich?

Josef Feldner: Für das friedliche Miteinander und eine gute Nachbarschaft ist der Heimatdienst immer schon eingetreten. Vor Jahren gab es auf slowenischer Seite aber noch keine Bereitschaft zum Konsens. Das ist jetzt anders. Wobei ich nicht den Eindruck erwecken will, dass es keine unterschiedlichen Auffassungen mehr geben wird. Aber ich will keine Konfliktsituationen aufkommen lassen, die zu Feindseligkeiten führen.

Können Ihre Mitglieder Ihre Linie mittragen?

Josef Feldner: Es gibt sehr viel Verständnis, da und dort auch Skepsis. Die zu beseitigen wird möglich sein. Wir hatten in den letzten Monaten 25 Austritte und 500 Neueintritte.