Es ist das klassische Duell: Zwei Rivalen treten in Paris gegeneinander an, die nur eines gemein haben: ihren Machthunger. Doch um die Waffengleichheit ist es schlecht bestellt.

Der eine, Frankreichs früherer Premierminister Dominique de Villepin, hat gestern auf der Anklagebank des Pariser Justizpalasts Platz genommen, wo er wegen Beihilfe zur Urkundenfälschund und Verleumdung Rede und Antwort zu stehen hat.

Der andere, das Opfer der Verleumdung, der 2004 als Inhaber eines Schwarzgeldkontos in Verruf gebrachte Nicolas Sarkozy, ist als Nebenankläger in einer wesentlich komfortableren Lage. Sarkozy, der damals geschworen hatte, "den Mistkerl, der die Rufmordkampagne gegen ihn angezettelt hat, an einem Fleischerhaken aufzuhängen", verfügt heute als Präsident und oberster Dienstherr der Staatsanwaltschaft über ein beeindruckendes Waffenarsenal.

Fleischerhaken

Mag sein, dass zum Ende des vierwöchigen Verfahrens aus dem Traum vom Fleischerhaken nichts wird. Eine Freiheitsstrafe und das jähe Ende einer Laufbahn, die Dominique de Villepin mit dem Einzug in den Elysee-Palast zu krönen hoffte, drohen ihm allemal. Wohl auch um das Missverhältnis nicht noch herauszustreichen, übt Sarkozy zum Prozessauftakt demonstrativ Zurückhaltung. Der Staatschef ist nicht selbst gekommen. Er lässt sich durch einen Anwalt vertreten.

Zwei von insgesamt vier Mitangeklagten haben Geständnisse abgelegt. Der 42-jährige Mathematiker Imad Lahoud hat zugegeben, gefälschte Kontenverzeichnisse der Luxemburger Clearstream-Bank angefertigt und den Namen Sarkozy eingetragen zu haben. Lahoud will auf Drängen des Villepin-Duzfreundes und früheren Vizepräsidenten des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, Jean-Louis Gergorin, zur verleumderischen Tat geschritten sein.

Der 63-jährige Gergorin wiederum hat eingeräumt, die gefälschten Listen mit den Namen angeblicher Schmiergeld-Empfänger dem Untersuchungsrichter zugespielt zu haben. Und dann gibt es da noch die beschlagnahmten Aufzeichnungen des ehemaligen Geheimdienstgenerals Philippe Rondot.

Ihnen ist zu entnehmen, dass Villepin 2004 darauf drang, bei den Ermittlungen vor allem Sarkozy ins Visier zu nehmen. Wehrlos ist Villepin trotzdem nicht. Der Aristokrat und frühere Premier gab gestern eine Kostprobe seines Könnens und präsentierte sich vor Gericht als Opfer "der Versessenheit eines Mannes, Nicolas Sarkozy". So gern er glauben möchte, dass es in Frankreich keine politischen Prozesse gebe, er stehe hier, weil ein Mann es so beschlossen habe, sagte Villepin.