Tödlicher Angriff auf Tanklastwagen
Nach Angaben der Regierung der nordafghanischen Provinz Kunduz kamen bei dem von der Bundeswehr angeforderten Angriff auf zwei mutmaßlich von Taliban entführte Tanklastwagen in der Nacht auf Freitag bis zu 90 Menschen ums Leben, darunter auch Zivilisten. Die Bundeswehr spricht dagegen von mehr als 50 getöteten Insurgenten und lässt offen, ob es auch zivile Opfer gab. Es ist einer der tödlichsten Angriffe in diesem Jahr.

Weniger zivile Opfer
Der von der deutschen Bundeswehr angeordnete Einsatz von Kampfflugzeugen widerspricht auf den ersten Blick der neuen NATO-Strategie, wonach die Zahl ziviler Opfer sinken soll. "Wenn wir Zivilisten verletzen, legen wir die Saat für unsere eigene Niederlage", warnte der Oberbefehlshaber der Internationalen Afghanistan-Truppe ISAF, US-General Stanley McChrystal, erst am Donnerstag. Nach Angaben der UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) kamen im ersten Halbjahr dieses Jahres 1013 Zivilisten bei Kämpfen ums Leben. Das sind 24 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon gingen rund 60 Prozent auf das Konto der Aufständischen, rund 30 Prozent auf das der internationalen Truppen.

Luftangriffe nur als letztes Mittel
Nach der neuen taktischen Anweisung der NATO sollen die ISAF-Teilnehmerländer Luftangriffe nur als "letztes Mittel" anordnen. Legitim sind solche Angriffe etwa dann, wenn es ein hohes Risiko für Tote unter den eigenen Soldaten gibt. Laut UNO starben von Jänner bis Ende Juli rund 200 Zivilisten bei ISAF-Luftangriffen. Luftschläge bleiben danach neben Selbstmordattacken der Taliban die Hauptursache für Opfer unter der Zivilbevölkerung.

Steigende Zahl toter Soldaten
Der Angriff auf die Tanklastwagen verdeutlicht die steigende Nervosität der NATO-geführten ISAF. Die Zahl getöteter Soldaten steuert auf einen neuen Höchststand seit Einsatzbeginn 2001 zu. Zwischen Jänner und Juli wurden laut der unabhängigen Website icasualties.org 203 ausländische Soldaten am Hindukusch getötet. Im gesamten Jahr 2008 waren es 294. Insgesamt sind rund 65.000 ISAF-Soldaten in Afghanistan stationiert. Die Deutschen sind mit derzeit 4240 Soldaten drittgrößter Truppensteller.