Mit überwältigender Mehrheit haben die Japaner gestern für einen historischen Regierungswechsel gestimmt. Bei den Parlamentswahlen erhielt die oppositionelle Demokratische Partei (DPJ) deutlich mehr als die Hälfte der Sitze - und beendet damit die Herrschaft der Liberaldemokratischen Partei (LDP), die Japan seit 1955 fast ununterbrochen regiert hat. Nach vorläufigen Auszählungsergebnissen wird die DPJ im Unterhaus 315 der 480 Abgeordneten stellen, während die LDP weniger als 100 Sitze erhält. Im scheidenden Parlament hatte die LDP noch über 303 Sitze verfügt, die DPJ nur über 112.

"Wir müssen dies nun zu einem Sieg der Menschen machen", sagte DPJ-Spitzenkandidat Yukio Hatoyama, "sonst ist unser Sieg nichts wert." Er hat angekündigt, Japan mit einer sozialdemokratischen Politik aus der Krise führen zu wollen. Zu seinen Wahlversprechen gehören eine Rentenreform, höheres Kindergeld, Steuerentlastungen für kleine Unternehmen und Familien sowie Initiativen im Umwelt- und Klimaschutz - all dies finanziert ohne Steuererhöhungen. Der Bürokratie - einer traditionellen Machtbasis der LDP - kündigte Hatoyama den Kampf an. Stattdessen soll künftig neben dem Kabinett eine eigene Strategieabteilung die Ausrichtung der Politik bestimmen.

Japanische Kommentatoren zeigten sich allerdings skeptisch, inwieweit sich die neue Regierungspartei von der LDP unterscheiden werde. Schließlich besteht ihre Führung fast ausschließlich aus ehemaligen LDP-Mitgliedern. Hatoyama ist der Enkel eines ehemaligen LDP-Premiers.