Wollen Sie, frei nach BZÖ-Chef Josef Bucher, wirklich noch immer den zweiten Weltkrieg gewinnen?

HEINZ-CHRISTIAN STRACHE: Nein, ich glaube das spukt im Kopf von Bucher herum. Er spricht so oft davon, dass dies offenbar seine eigene Schnapsidee geworden ist.

Trotz Wahlerfolgen kommt die FPÖ nicht aus der Krise. Keine Regierungspartei will mehr mit Ihnen zusammenarbeiten.

STRACHE: Es gibt sicher keine Krise der FPÖ. Es gibt eine Krise von SPÖ und ÖVP, die permanent zuspitzen. Ich erlebe unsere Koalition mit den Österreichern, das ist das nachhaltigere Projekt.

Grüne und BZÖ geben sich konstruktiv, tauschen etwa ihre Zustimmung zur Lockerung des Bankgeheimnisses für Ausländer gegen mehr Kontrollrechte ab. Sie machen nirgends konstruktiv mit und kriegen daher auch nichts.

STRACHE: Das beweist doch nur, dass wir die einzige verlässliche Oppositionskraft sind. Grüne und Orange lassen sich über den Tisch ziehen mit dem Ergebnis, dass sie das Bankgeheimnis für Auslandsösterreicher und dann wegen des Gleichheitsgrundsatzes auch für uns abschaffen.

Was haben Sie eigentlich dagegen, dass sich ein Deutscher, der in Vorarlberg lebt, zur österreichischen Innenpolitik äußert?

STRACHE: Ich sehe das so wie Bruno Kreisky. Der war ein bewundernswerter Mann, den wir auch sehr schätzen. Kreisky hat sich Kritik von außerhalb immer verboten. Es kann nicht sein, dass sich Nicht-Österreicher innenpolitisch bei uns einmischen.

Können Sie ein Beispiel für Kreiskys Ablehnung nennen?

STRACHE: Das hat es schon ein paar Beispiele gegeben.

Sie haben also keines. Könnte man nicht gleich auch verlangen, Strache, ein Exil-Sudetendeutscher, soll sich innenpolitisch bloß nicht einmischen?

STRACHE: Das Sudetenland war alt-österreichisches Staatsgebiet. Wenn jemand österreichischer Staatsbürger ist, darf er mitreden.

Ging es dem Vorarlberger FPÖ-Chef, Ihrem Parteifreund Dieter

Egger nicht nur darum, antisemitische Einstellungen anzusprechen?

STRACHE: Nein, sicher nicht. Wir haben viele jüdische Mitglieder in der FPÖ, die Eggers Bezeichnung "Exiljude" wie auch ich nicht als Schimpfwort verstehen.

Warum betont Egger dann die Religionszugehörigkeit, wenn es inhaltlich um's Kindergeld geht?

STRACHE: Es gibt einige Gesetzespassagen in Österreich, in den das Wort "Exiljude" vorkommt. Egger wollte nur zum Ausdruck bringen, dass er die Einmischungen von Ausländern zurückweist. Es geht nicht um Religion. Mir ist jede Zugehörigkeit gleichgültig.

Haben Sie Spaß an Eggers Bezeichnung "Exiljude" gehabt?

STRACHE: Ich glaube, dass er die Formulierung gar nicht bewusst gewählt hat.

Warum entschuldigen Sie sich nicht einfach dafür?

STRACHE: Sicher nicht für etwas, das keine Beschimpfung war. Wer sich bei uns einmischt, muss auch Kritik vertragen.

Gibt es eine Bibelstelle, die Sie besonders geprägt hat?

STRACHE: Naja, liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten.

Das heißt umgekehrt:"Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst".

STRACHE: Genau, das ist genau wichtig. Denn ich sage, man muss sich selbst auch mögen, um andere mögen zu können. Sonst kann man keinen Respekt gegenüber anderen haben. Da haben wir große Fehlentwicklungen in den letzten Jahren gehabt.

Schließt Ihre gelebte Nächstenliebe auch "Exiljuden" ein?

STRACHE: Selbstverständlich.

Wird Barbara Rosenkranz für die FPÖ Hofburg-Kandidatin?

STRACHE: Es kann sicher nicht nur einen Kandidaten geben. Die Frage ist, ob wir uns das finanziell leisten können. Barbara Rosenkranz könnte wie viele andere Kandidatin sein. Ein Wahlkampf kostet drei Millionen Euro.

Ist ein FPÖ-Kandidat taktisch so zu verstehen, dass Sie in einem zweiten Wahlgang mit der ÖVP Heinz Fischer aushebeln wollen?

STRACHE: Natürlich wären das Möglichkeiten. Fischer ist ja auch parteipolitisch aufgefallen.

Zur Wirtschaftskrise: Wie hätten Sie darauf reagiert?

STRACHE: Ich hätte die Bankenhilfe nur mit klaren Regeln und nach Prüfung der Bilanzen durch den Rechnungshof gemacht. Banken, die Geld wollen, hätten sich auf's Kerngeschäft reduzieren müssen. Es kann nicht sein, dass Raiffeisen an Casinos und Medien beteiligt ist.

Die hätten also vorher alles verkaufen müssen?

STRACHE: So ist es. Man hätte auch dafür sorgen müssen, dass das Staatsgeld wieder in den Wirtschaftskreislauf fließt und Klein-und Mittelbetriebe Geld kriegen.

Soll auch die italienische Bank-Austria Staatshilfe bekommen?

STRACHE: Das wäre für mich sehr bedenklich. Also wenn, müsste die Bank Austria vorher wieder österreichisch werden.

Haben Sie kein Gesamtkonzept gegen die Krise?

STRACHE: Wir überhäufen das Parlament seit zwei Jahren mit Anträgen. Wir hätten etwa kein 15-Milliardenpaket für die Banken gemacht, sondern nur von zehn und hätten fünf Milliarden der Wirtschaft gegeben. Das hätte die vielen Konkurse und die Rekordarbeitslosigkeit verhindert. Dann hätten wir unser Sechseinhalb-Milliarden-Steuerentlastungspaket umgesetzt, Lohnnebenkosten gesenkt, investiert. Das hätte um drei Milliarden mehr gekostet.

Bei welchem FPÖ-Wahlergebnis wollen sie in Wien wieder Landespolitikerwerden?

STRACHE: Wenn ich Wiener Bürgermeister werde.

Das ist aber gar nicht wahrscheinlich.

STRACHE: Wissen Sie schon, wie die Wahlen ausgehen werden? In Kärnten war es doch auch möglich, die SPÖ-Mehrheit zu brechen.

Aber mit Ihnen will doch niemand eine Koalition eingehen.

STRACHE: Das wird nach der Wahl das Thema sein. Je stärker man wird, desto mehr verschieben sich die politischen Realitäten.