Mohammed Hussein Fadlallah, der ranghöchste schiitische Geistliche im Libanon, ist am Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben. Das bestätigten Mitarbeiter des einflussreichen Großayatollahs und des Krankenhauses, in dem er seit zwei Wochen behandelt worden war.

Schon länger litt Fadlallah an Diabetes und hohem Blutdruck, zuletzt führten Komplikationen eines Leberleidens zu inneren Blutungen. Vor dem Krankenhaus und vor der Moschee, in der Fadlallah gelehrt hatte, wurden Trauerflaggen aufgezogen. Dutzende trauernde Anhänger ließen ihren Tränen freien Lauf. Fadlallahs Rundfunksender und der Fernsehsender der Hisbollah strahlten nach Bekanntwerden der Todsnachricht Koransuren aus.

Fadlallah hatte eine große Gefolgschaft sowohl im Libanon als auch in seinem Heimatland Irak. Dort zählten auch führende schiitische Politiker zu seinen Anhängern so wie Ministerpräsident Nuri al-Maliki, dessen Dawa-Partei Fadlallah mitgegründet hatte. In den 80er Jahren war Fadlallah als geistlicher Führer der militanten Hisbollah bezeichnet worden, was er und die Organisation aber in Abrede stellten.

Fadlallah war bekannt für seine mutigen Fatwas. So sprach er etwa geschlagenen Ehefrauen das Recht zu, zurückzuschlagen. In einem anderen religiösen Gutachten verbot er das Rauchen. Er rief aber auch zum Boykott amerikanischer und israelischer Waren auf und sprach der irakischen Regierung das Recht ab, die Anwesenheit ausländischer Truppen im Land zu legitimieren.