Bereits zum fünften Mal in diesem Jahr legte ein Generalstreik weite Teile des Wirtschaftslebens in Griechenland lahm. Zwar hatten sich die Gewerkschaften wegen der touristischen Hochsaison die Bedienung der Auslandsflüge abringen lassen. Etwa 100 Inlandsflüge fielen den Streiks jedoch zum Opfer. In Piräus, dem wichtigsten Hafen des Landes, hinderten streikende Seeleute Schiffe am Auslaufen. Nach Angaben des Gewerkschaftsdachverbandes lag die Beteiligung in der privaten Wirtschaft zwischen 80 und 95 Prozent.

Ähnlich hoch war die Beteiligung im öffentlichen Dienst, wodurch Schulen und Behörden geschlossen blieben, während in den staatlichen Krankenhäusern nur Notfälle behandelt wurden. Da auch die Journalisten streikten wurden in Radio und Fernsehen keine Nachrichten gesendet, während heute die meisten der etwa 20 Tageszeitungen nicht erscheinen.

Allein in Athen zogen Zehntausende in zwei Protestmärschen durch das Zentrum. Dabei verlief die Kundgebung der Gewerkschaftsfront PAME direkt vor dem Parlament friedlich. Bei der nachfolgenden von den Gewerkschaftsdachverbänden GSEE und ADEDY kam es zu Auseinandersetzungen, als Demonstranten versuchten, die Absperrungen vor dem Parlament zu durchbrechen. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Im Mittelpunkt des Streiks steht die Pensionsreform. Sie sieht eine Verminderung der Bezüge um 20 Prozent vor, während die Lebensarbeitszeit von 35 auf 40 Jahre angehoben wird.

Trotz der starken und anhaltenden Proteste erscheint die seit September regierende PASOK entschlossen, die von EU und IWF im Gegenzug für Milliardendarlehen eingeforderten Einschnitte durchziehen zu wollen. Doch das hat seinen politischen Preis. Premierminister Giorgos Papandreou hat bereits beim letzten Sparpaket im Mai Einbußen seiner einst komfortablen Regierungsmehrheit hinnehmen müssen. Damals wurden drei Parlamentarier aus der Fraktion ausgeschlossen, weil sie nicht zugestimmt hatten.