SEOUL. Symbolische Gesten sind wichtig in der Politik. Wohl deshalb hat US-Außenministerin Hillary Clinton gestern zum Abschluss ihrer Asienreise noch kurzfristig eine Blitzvisite in Seoul eingeplant, um vor amerikanischen und südkoreanischen Flaggen Washingtons Solidaritätsbekenntnis in der Cheonan-Krise zu wiederholen. "Wir werden in dieser schwierigen Stunde an ihrer Seite stehen und wir werden immer an ihrer Seite sein", sagte Clinton nach einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak.

Der Untergang des Kriegsschiffs Ende März, bei dem 46 Matrosen starben, sei eine "inakzeptable Provokation" seitens Nordkoreas, erklärte Clinton und forderte erneut eine Resolution des Weltsicherheitsrats. "Wir können nicht die Augen vor Kriegslust und Provokation verschließen", so Clinton. Südkoreanische Medien spekulierten, dass die USA nordkoreanische Auslandskonten einfrieren lassen könnten.

Wie viel Druck die Weltgemeinschaft auf Nordkoreas Diktator Kim Jong-il auszuüben vermag, ist allerdings immer noch unklar. Clinton hatte in den vergangenen Tagen in Peking vergeblich um eine gemeinsame Strategie im Weltsicherheitsrat geworben. Die Vetomacht China, Pjöngjangs engster Verbündeter, möchte eine Destabilisierung des Kim-Regimes verhindern, weil ein Zusammenbruch Nordkoreas für Peking den Verlust einer exklusiven Einflusszone bedeuten würde. Clinton forderte Peking auf, die Untersuchungsergebnisse zum Cheonan-Untergang endlich anzuerkennen.

Nordkorea drohte gestern mit der Stilllegung der letzten Straßenverbindung ins feindliche südliche Nachbarland, sollte Südkorea an der Grenze wieder Lautsprecher mit Propaganda-Botschaften aktivieren.