Sie hielten sich an den Händen und lachten, nachdem das Abkommen über einen Uran-Tausch nach 18-stündigen Verhandlungen endlich unterzeichnet war. Der finale Segen für den Deal kam von Irans Revolutionsführer Ali Khamenei, der am Sonntag über 90 Minuten lang mit Lula da Silva gesprochen hatte. Der brasilianische Staatschef hatte die Erfahrung seiner "gesamten politischen Laufbahn" in die Waagschale werfen müssen, um die Iraner von ihrer "letzten Chance" zu überzeugen. Nach dem offenbar erfolgreichen Treffen zwischen Lula und Khamenei flog auch der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan nach Teheran, um die "konstruktive Vereinbarung" zu besiegeln.

Der Vertrag über den Uran-Tausch ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nach Einschätzung des Präsidenten des iranisch-amerikanischen Nationalrates in Washington, Trita Parsi, wäre es allerdings zu früh, "schon jetzt von einem Durchbruch zu sprechen". Zu viele Details seien noch unbekannt. Seine Landsleute seien schließlich dafür bekannt, "Nachforderungen" zu stellen. Zudem müsse abgewartet werden, wie die Obama-Administration und andere westliche Staaten den Vertrag bewerten.

Die Übereinkunft sieht nach Angaben des iranischen Außenministeriums vor, dass in der Türkei 1200 Kilogramm iranisches Uran mit einem Anreicherungsgrad von 3,5 Prozent "zwischengelagert werden". Das Uran, so heißt es, bleibe auf türkischem Boden Eigentum des Iran und werde von Beobachtern der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sowie iranischen Offiziellen "überwacht". In der Türkei werde dann das schwach angereicherte Uran gegen 120 Kilogramm angereicherte Brennstäbe aus einem Drittland eingetauscht. Die Anreicherung und Umwandlung des radioaktiven Materials in Brennstäbe, welche Teheran zum Betrieb eines Forschungsreaktors innerhalb eines Jahres erhalten soll, ist in der Türkei selbst nicht möglich.

Ehrlichkeit

Der Iran muss daher mit der internationalen Staatengemeinschaft weitere Verhandlungen führen, welche nach den Worten des iranischen Präsidenten Ahmadinejad auf "Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und gegenseitigem Respekt" basieren sollen. Ob dies gelingt, muss abgewartet werden. Der Iran erwartet nach der Auslagerung seines radioaktiven Materials in die Türkei von Russland oder Frankreich die prompte Lieferung von Brennstäben für seinen Teheraner Reaktor.

Die Uran-Anreicherung auf 3,5 sowie inzwischen auch auf 20 Prozent wollen die Iraner in der Zwischenzeit aber fortsetzen - dies mit dem Segen der Türken und Brasilianer, die im "Austausch"-Vertrag dem Iran das "Recht auf Anreicherung zu friedlichen Zwecken" ausdrücklich zubilligten.

In Washington, London und Paris - und erst recht in Israel - ist man über diesen Passus alles andere als begeistert. Trotz des Einlenkens geht man dort weiterhin davon aus, dass der Iran sein auch nach der Auslagerung noch vorhandenes radioaktives Material für andere Zwecke verwendet, nämlich für den Bau einer Atombombe - was Teheran bekanntlich bestreitet. Sollte der Westen vor diesem Hintergrund weiterhin auf einem völligen Anreicherungsstopp bestehen, dann könnte der Austausch-Deal noch vor seiner Umsetzung platzen.