Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat ein Problem. Ursprünglich ist man in Berlin wohl davon ausgegangen, dass sich Griechenland mit seinem Ansuchen um Milliardenhilfe von IWF und EU noch etwas Zeit lässt, der Vorstoß der Griechen vom letzten Freitag hat Merkel daher völlig auf dem falschen Fuß erwischt. Deutschland muss in wenigen Tagen eine Entscheidung über die Griechenland-Hilfe fällen und zugleich am 9. Mai die Wahl im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen schlagen.

Die Stimmung im und rund um den Ruhrpott ist dabei eindeutig. 90 Prozent der Befragten, weiß die CDU aus Umfragen, sind ganz klar gegen eine Unterstützung der Griechen, an den Stammtischen kann man kaum nachvollziehen, warum Griechen etwa mit 60 Jahren und 90 Prozent in Rente gehen können, Deutsche aber bis 67 malochen müssen. Um zumindest indirekt jene 8,4 Milliarden Euro aufzubringen, die die EU als Deutschland-Teil für die Griechenland-Hilfe eingeplant hat.

Angela Merkel muss aber nicht nur den Zorn der Wähler an Rhein und Ruhr fürchten, sondern dürfte wohl auch selber heftige Zweifel am Hilfspaket haben. Denn die Finanzmärkte etwa haben bereits signalisiert, was sie vom Hilfspaket halten. Und das heißt in dürren Worten: nichts. Obwohl EU und IWF auf Hilfskurs eingeschwenkt sind, hat sich die griechische Schuldenkrise noch verschärft, die Griechen müssen bereits 15 Prozent Zinsen bieten, mehr als 1998, zu "Spitzenzeiten" der Drachme.

Die jetzt fälligen 45 Milliarden - 30 Milliarden von der EU, 15 vom IWF - sind zudem nur der Anfang. Schon ist von einem Drei-Jahres-Plan die Rede, der Deutschland rund 24 Milliarden Euro kosten könnte.

Ebenso wenig erbauend wie diese Aussichten sind Alternativen. Statt Griechenland mit Milliarden aufzupäppeln, könnte man dem Land natürlich auch einen Teil seiner Schulden erlassen. Das würde allerdings Banken und Versicherungen möglicherweise letal treffen und zudem Länder wie Portugal mit gleichen Forderungen auf den Plan rufen.

Schlussendlich böte sich als Ultima Ratio der Rausschmiss aus der Euro-Zone an. Mit ebenso unabsehbaren Folgen. Vor Einführung der Drachme würden wohl 100 Prozent der griechischen Sparer ihr Geld vom Sparbuch abheben, das würde das griechische Finanzsystem nicht überleben.

Merkel bleibt daher - wie der gesamten EU - nur ein Weg: zahlen und auf bessere Zeiten hoffen. Die Rache aus dem Ruhrpott dafür ist ihr gewiss.

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