Jerusalemer mochten das Bauprojekt noch nie. Israels Medien bezeichnen den Hochhauskomplex, der das "Holyland Hotel" auf einem Hügel in der Stadt ersetzte, als "Schandfleck". Neben dem Architektenstreit rankt sich nun eine der größten Korruptionsaffären in der Geschichte Israels um die umstrittenen Luxuswohnungen. Millionen Euro sollen Beamten zugeschoben worden sein, um den Bau der hässlichen Häuser mit dem traumhaften Ausblick zu genehmigen, Baurechte auszudehnen, Auflagen zu ignorieren.

Korruptionsverdacht

Als Hauptverdächtige gelten Ex-Premier Ehud Olmert, der während der Planung in Jerusalem Bürgermeister war, und Nachfolger Uri Lupolianski. Sechs Personen befinden sich in U-Haft, eine Vielzahl hochrangiger Beamter steht unter Korruptionsverdacht. "Diese Affäre ist in ihrem Umfang beispiellos", sagt Staatsanwältin Liat Ben-Ari bei der Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof und schätzt, "dass wir in dem Fall wohl noch Hunderte Zeugen vernehmen werden".

Olmert muss sich bereits wegen zwei anderer Korruptionsaffären vor Gericht verantworten. Nun wird ihm und seinem Nachfolger vorgeworfen, Zahlungen entgegengenommen und dafür dem Holyland-Projekt weitere Baurechte zugesichert zu haben. Auflagen zur Errichtung öffentlicher Einrichtungen, wie Kindergärten, Synagogen und Schulen wurden einfach gestrichen.

Olmert und Lupolianski wiesen jede Schuld von sich. Olmert sagte, die Veränderungen am Bau seien in Lupolianskis Zeit vorgenommen worden. Lupolianski konterte, die korrupten Entscheidungen seien gefällt worden, als er im Rathaus noch als machtloser Stellvertreter Olmerts fungiert habe. Die Anklage ließ erkennen, dass sie über einen Kronzeugen verfüge und weiteres Beweismaterial sicherstellen wolle.

Die Affäre scheint jedoch nur einen Auftakt zu bilden. Der Minister für Innere Sicherheit Itzchak Aharonovitsch spekulierte, der Bauskandal sei nur die "Spitze der Eisbergs". Schon wird in Medien über eine Vielzahl anderer Jerusalemer Bauprojekte spekuliert, die mit fragwürdigen Genehmigungen errichtet wurden.

In den vergangenen Jahren haben Korruptionsskandale das Land erschüttert. In einer Zeit bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwungs war es im ehedem sozialistisch angehauchten Land zur Norm geworden, sich an der öffentlichen Kasse zu bedienen. Doch nun greift die Staatsanwaltschaft durch. Mehrere Minister, darunter Ex-Finanzminister Abraham Hirschson, verbüßen wegen Veruntreuung öffentlicher Mittel lange Haftstrafen. Trotzdem ist Israel in der Weltrangliste korrupter Staaten gesunken.