Amerikas berühmtester politischer Gefangener wird vor ein Militärgericht gestellt: Der Soldat Bradley Manning, dem vorgeworfen wird, geheime Unterlagen aus einem für Militärs zugänglichen Computer an Wikileaks-Gründer Julian Assange weitergeleitet zu haben. Darunter sind Berichte von US-Botschaftern, aber auch ein Videoclip mit US-Soldaten, die im Irak vom Hubschrauber aus lachend Journalisten und Zivilisten erschießen. Der 23-Jährige hat heute seinen ersten Anhörungstermin in Fort Meade in Maryland.

Seit über einem Jahr in Einzelhaft

Manning sitzt seit 18 Monaten in Einzelhaft, er musste zeitweise nackt in seiner Zelle schlafen und soll in schlechtem Gesundheitszustand sein. Theoretisch könnte ihn die Todesstrafe erwarten, aber die Strafverfolger haben durchblicken lassen, dass sie auf lebenslänglich plädieren wollen. Während des Militärtribunals planen die Strafverfolger, ein Porträt von Nidal Hasan im Gerichtssaal aufzuhängen, ein US-Soldat muslimischen Glaubens, der in Fort Hood GIs tötete.

Zwischen Held und Verräter

Amnesty International kritisierte, wie der Gefangene behandelt wird und der UN-Folterbeauftragte Juan Mendez wollte mit Manning unter vier Augen sprechen, was ihm verwehrt wurde. Internationale Unterstützer haben 400.000 Dollar für seine Verteidigung gesammelt. Vereinzelt fanden am Donnerstag in den USA Demonstrationen für Manning statt. Viele Amerikaner sehen ihn jedoch als Verräter. Militärs glauben, die Veröffentlichungen gefährdeten das Leben von Kollaborateuren. Präsident Barack Obama hat die Haftbedingungen als "angemessen" bezeichnet.

Manning war im Mai 2010 verhaftet worden. Er hatte mit dem Hacker Adrian Lamo gechattet und geklagt, dass er ein "superintelligenter Homosexueller" sei, der in Iraks Wüste festsitze, mit einem Haufen "hypermaskuliner, schießwütiger, ignoranter Landeier". Lamo war aber ein Spitzel der US-Regierung, wo die Informationen letztlich landeten. Womöglich hat die Wikileaks-Veröffentlichung dazu beigetragen, dass sich die USA aus dem Irak zurückziehen müssen. Die dort gezeigten Grausamkeiten hätten die irakische Regierung dazu bewogen, keinerlei Immunität für US-Soldaten zu gewähren.