Die Einigung über den ?Haircut' bringt Erleichterung, aber auch Verpflichtungen", so die Schlagzeile der Zeitung "Ta Nea" am Morgen nach dem Entscheid, Griechenland die Hälfte der Schulden zu erlassen. Der Titel gehörte sicher zu den neutralsten, den die mehr als 20 täglichen Zeitungen umfassende Presse Griechenlands zu bieten hatte. Denn abgemacht ist nun auch, dass Experten der Europäischen Kommission, Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds, der sogenannten Troika, vor Ort dauerhaft kontrollieren. Die "Eleftherotypia" ließ für das Abkommen sogar "Deutsche Panzer" aufrollen. Als "Haircut an der nationalen Würde" bezeichnete die "Vrandini" das Abkommen und befand, Griechenland sei nun "unter Vormundschaft".

Die meisten Griechen haben vom Ergebnis des Marathongipfels erst aus den Zeitungen erfahren, einige sogar erst aus der Ansprache des Premiers am Abend. Die Opfer zahlten sich aus, hatte Giorgos Papandreou erklärt, "mit der Verminderung der Schulden haben wir die Möglichkeit, die Rechnungen der Vergangenheit zu schließen und in eine neue Epoche eines auf unseren eigenen Kräften beruhenden Wachstums einzutreten."

"Jeder hätte so gehandelt"

Es sei ihm unmöglich zu glauben, dass es "auch nur eine politische Kraft, auch nur einen verantwortungsbewussten Parteichef gibt, der diese Vereinbarung nicht unterschrieben hätte", sagte Finanzminister Evangelos Venizelos.

Die angesprochenen Oppositionsparteien im griechischen Parlament waren da völlig anderer Ansicht. "Nach anderthalb Jahren harter Opfer hat die Entscheidung klar aufgezeigt, dass die Politik der Regierung falsch und eine Sackgasse war", kommentierte der Vorsitzende der größten Oppositionspartei, Antonis Samaras, das Abkommen. Ein eindrückliches Bild fand Alexis Tsipras, Vorsitzender der Linksallianz Synaspismos: "Die Entscheidung des Gipfeltreffens ist ein weiterer Schritt der Eurozone in Richtung Abgrund und eine weiterer Nagel im Kreuz, an welches das griechische Volk geschlagen wird."

In der griechischen Bevölkerung interessiert man sich unterdessen besonders für die Frage, inwieweit die eigenen Pensionen betroffen sind. Die Pensionskassen stehen in der Liste der Eigner der vom Haircut betroffenen Staatsobligationen an siebter Stelle und den Beteuerungen der Regierung, die Pensionen würden keinesfalls weiter beschnitten, will nach so vielen falschen Versprechungen keiner so recht glauben.