Ferien? Für viele Griechen war daran in diesem Sommer nicht zu denken. Die Krise zehrt an den Einkommen, immer mehr Menschen haben Angst um ihren Job. Gegenüber dem Vorjahr sei die Zahl der inländischen Urlauber um ein Fünftel zurückgegangen, heißt es in der Tourismusbranche. Aber auch auf jene, die der Rezession trotzten und Ferien machten, wartet jetzt eine Ernüchterung. Rund 2,5 Millionen Griechen bekommen in den nächsten Wochen Post vom Finanzamt. Sie werden zur Kasse gebeten - wieder einmal. Wer im vergangenen Jahr mehr als 12.000 Euro verdient hat, muss nun eine "Solidaritätsabgabe" entrichten. Sie liegt bei ein bis vier Prozent des Einkommens, je nach dessen Höhe. Selbstständige werden außerdem mit einer "Sonder-Gewerbesteuer" von 300 Euro belastet. Wer ein Auto mit mehr als zwei Litern Hubraum fährt, einen Swimmingpool oder ein Sportboot besitzt, muss zusätzliche Sonderabgaben errichten. Die Steuerbescheide, die den meisten Griechen jetzt ins Haus flattern, können sich für ein Ehepaar auf bis zu 4600 Euro summieren.

Während die Steuern steigen, sinken die Einkommen. Die Gehälter in der Privatwirtschaft sind im vergangenen Jahr im Schnitt um sieben Prozent zurückgegangen. Viel größer sind die Einbußen für die rund 800.000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Nachdem ihre Gehälter bereits im vergangenen Jahr um rund ein Fünftel gekürzt wurden, kommt jetzt die nächste Sparrunde. Wieder werden die Bezüge beschnitten. Das Anfangsgehalt im Staatsdienst liegt künftig bei weniger als 800 Euro brutto.

Hoffnung zerschlagen

Die Griechen bringen also Opfer. Aber lohnen sich die auch? Immer mehr Menschen zweifeln daran. Denn das Haushaltsdefizit steigt, statt zu schrumpfen: In den ersten sieben Monaten lag der Fehlbetrag mit 15,6 Milliarden Euro um 3,1 Milliarden über dem Vorjahreswert - trotz aller Einsparungen und Steuererhöhungen. Die Konsolidierungsmaßnahmen haben bislang nur einen Effekt: Der brutale Sparkurs, den die Athener Regierung auf Druck der EU und des Internationalen Währungsfonds steuern muss, treibt das Land immer tiefer in die Rezession. Statt eines Rückgangs der Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent, wie ursprünglich erwartet, rechnet die Regierung nun für dieses Jahr mit einem Minus von mehr als fünf Prozent. Die Hoffnung, Griechenland werde im kommenden Jahr wenigstens ein minimales Wachstum verzeichnen, beginnt sich zu zerschlagen. Finanzminister Evangelos Venizelos schließt nicht mehr aus, dass die Wirtschaftsleistung 2012 weiter zurückgehen wird.

"Entweder wir ändern uns - oder wir gehen unter", beschwor Ministerpräsident Giorgos Papandreou in den vergangenen Monaten seine Landsleute immer wieder. Tatsächlich bewegt sich wenig. Die Öffnung des Handels und der Dienstleistungsbranchen, die wie mittelalterliche Zünfte gegen jeden Wettbewerb abgeschottet sind, kommt nicht voran. Für die Weichenstellungen, die Griechenlands verkrustete Volkswirtschaft wieder auf den Wachstumspfad führen könnten, bringt die Regierung bisher nicht den politischen Mut auf.