S ie betonen gern, die FPÖ betreibe unter Ihnen seit 2005 eisaubere Politik. Was ist das?

HEINZ-CHRISTIAN STRACHE: Das heißt, dass wir als eine höchst demokratische Freiheitspartei sehr, sehr ehrlich die Probleme der Menschen ansprechen und die Wahrheit sagen. Wir haben viele Bereiche, wo wir als Freiheitliche diesen ehrlichen Weg für die österreichische Bevölkerung gehen und dafür natürlich oftmals bekämpft und kritisiert werden, auch mit Hetze gegenüber der Freiheitlichen Partei. Aber das durchschauen die Bürger.

Gehört zur Sauberkeit nicht, den Rechtsstaat hochzuhalten?

STRACHE: Selbstverständlich, doch dieses Urteil gegen Uwe Scheuch zerstört ja die Restseriosität der Justiz endgültig.

Alle anderen Parteien fordern Scheuchs Rücktritt. Macht Sie das nicht zumindest nachdenklich?

STRACHE: Das zeigt mir nur, dass Mechanismen laufen, dass jene, die heute massiv von Umfrage zu Umfrage verlieren, natürlich eine Panik vor der Freiheitlichen Partei und vor allem vor dem Wähler Angst haben. Statt eine politische Auseinandersetzung durch Diskussion und Wettbewerb zu führen und Wahlergebnisse zu akzeptieren, versuchen Mitbewerber durch politische Hetze politisches Kleingeld zu gewinnen.

Wann reicht es Ihnen, passt jemand nicht mehr in die FPÖ?

STRACHE: Ich bin als Parteichef kein Moralrichter. Dagegen verwehre ich mich. Es gibt in jeder Partei unterschiedlichste Persönlichkeiten, die unterschiedliche Meinungen haben, die sich nicht mit meinen decken. Wir haben ein Parteiprogramm, wir haben eine klare politische Ausrichtung. Wer meint, sich durch Provokationen egomanisch in Szene setzen zu müssen und am Ende auch noch auf seiner Facebook-Seite bedenkliche Freunde hat, die totalitäre Gedankenrichtungen propagieren und keinen Trennstrich ziehen, nicht lernfähig sind, die haben keinen Platz bei uns. Das war bei Werner Königshofer so. Es ist traurig, dass er sich so entwickelt hat.

Warum haben Sie nicht auch bei Werner Herbert ähnlich gehandelt? Der Chef der Polizeigewerkschaft AUF hat anhand eines Bildes von KZ-Arbeitern behauptet, so schwer sei Polizeiarbeit.

STRACHE: Weil es bei ihm diese Verfehlungen nicht gegeben hat. Dieses Bild hat einer gegoogelt. Das war nicht sensibel, aber sicher ohne böse Absicht.

Entschuldigt hat er sich nicht.

STRACHE: Nehmen Sie zur Kenntnis: Hier ist etwas Unsensibles passiert, das ist mit Bedauern festzustellen.

Warum tut sich die FPÖ immer so schwer, sich klipp und klar auszudrücken?

STRACHE: Gar niemand tut sich schwer, wo tut sich da jemand schwer? Es war keine kriminelle Tat und kein Verbrechen. Sie versuchen darzustellen, dahinter stecke ein ideologischer Vorgang, der verabscheuenswürdig ist.

Warum kann Herr Herbert das nicht selbst sagen?

STRACHE: Er hat sich halt gewundert, dass sofort eine böse Absicht unterstellt wurde, und hat das als pietätlos empfunden.

Hat sich die FPÖ schon so in den Wahn der verfolgten Unschuld hineingesteigert, dass sie nur noch höchst allergisch reagieren kann?

STRACHE: In der heutigen Zeit ist es so, dass auch der Bürger erkennen kann, dass alles zugespitzt dargestellt wird gegen die FPÖ.

Bestimmte Vorfälle häufen sich. Stichwort Hitler-Ehrenbürgerschaft, Königshofer, Herbert... Gibt es in der FPÖ so etwas wie einen braunen Tiefenstrom?

STRACHE: ch habe den Eindruck, dass manche politisch motivierten Gegner gezielt nicht zur Kenntnis nehmen, dass wir mit braunem Sumpf und totalitärem Gedankengut nichts am Hut haben. Daran wird ganz bewusst gearbeitet, immer wieder der Versuch unternommen, uns diese braune Soße umzuhängen, die Jauche auf uns zu schütten. Damit wird versucht, uns auf unserem Erfolgsweg aufzuhalten. Ich habe in meinem Leben immer klar und deutlich gesagt, wir haben mit braunem und totalitärem Gedankengut, mit Menschen, die Verbrechen gewollt haben und Terror verherrlichen, nichts zu tun.

Ihre Methoden sind ja auch nicht gerade zimperlich.

STRACHE: Ich gehe nicht unredlich her und sage, die Politik der rot-schwarzen Systemparteien habe zu so einem Wahnsinnsattentat geführt wie in Norwegen. Doch bei uns versucht man, zwischen dem Terror in Norwegen und der FPÖ einen Bezug herzustellen. Das ist pietätlos.

Der norwegische Terrorist hasst Islamisten, gegen die Sie wettern in Österreich.

STRACHE: Völliger Unsinn. Das ist ein Verrückter, ein Irrer, ein psychopathischer Mörder.

Sie kämpfen doch auch gegen den Islamismus an?

STRACHE: Selbstverständlich werden wir weiterhin fehlentwickelte Prozesse in Österreich und in Europa ansprechen.

Mit der nötigen Sensibilität?

STRACHE: Das habe ich immer getan. Dort, wo Kritik angebracht ist, muss sie ohne Verbalinjurien, aber hart in der Sache erfolgen.

Die Grünen wollen jetzt einen "Pakt für Sauberkeit". Der müsste Ihnen doch sympathisch sein?

STRACHE: Den "Pakt für Sauberkeit" erleben wir, wenn grüne oder sozialdemokratische Demonstranten bei meinen Veranstaltungen stehen und schreien: "Ein brauner Strick für Strache sein Genick." Da zählt die politische Sauberkeit nicht.

Die Grünen meinen mit dem Pakt eine gewisse Redlichkeit der Argumentation und Ausdrucksweise.

STRACHE: Die Grünen wollen, dass politisch Andersdenkenden der Mund verboten wird. Dabei spielen wir nicht mit, denn es muss möglich sein, über Fehlentwicklungen zu diskutieren und trefflich darüber zu streiten.

Die Innenministerin will das Internet schärfer überwachen, zulassen, dass Daten verknüpft werden. Wollen Sie das auch?

STRACHE: Es braucht eine Sondereinheit gegen Kriminalität im Internet, aber doch nicht einen Sanctus für Bürgerbespitzelung. Das ist zutiefst abzulehnen.

Zur propagierten "Sauberkeit und Anständigkeit" gehört auch, Ankündigungen wahr zu machen. Können Sie versprechen, dass, falls Sie einmal regieren sollten, Ihre Wähler den Schilling zurückbekommen?

STRACHE: Es wäre unredlich in einer Krisenzeit, die wir heute haben, wo wir nicht einmal wissen, ob der Euro überhaupt noch Bestand haben wird, prophetische Vorhersagen zu treffen. Ich verspreche ihn nicht, aber er kann eine Option für die Zukunft werden. Ich kann versprechen, dass wir die direkte Demokratie stärken werden oder unter einem Bundeskanzler Strache weniger nach Brüssel zahlen werden.