Siv Jensen muss sich entschuldigen. Die Chefin der norwegischen Fortschrittspartei hatte sich jeden Vergleich mit Anders Breivik verbeten. Wer ihre Partei mit dem Attentäter in Verbindung bringe, sei ebenso krank wie dessen Tat, hatte die Chefin der Rechtspopulisten gesagt. Tatsächlich besteht eine Verbindung: Breivik war zehn Jahre Mitglied, hatte zeitweise Funktionen inne. Dann zog er sich zurück: Er fühlte sich wie ein kleines Rädchen, das seine Ziele nicht verwirklichen könne.

Damit ist er ein typischer Fall: Die rechtspopulistischen Parteien in Nordeuropa sind seit langem ein Sammelbecken derer, die unzufrieden sind mit der sozialdemokratischen Prägung ihrer Länder, und die in den klassisch bürgerlichen Parteien mit ihrem Konsensdenken keine politische Heimat finden. Die Fortschrittspartei etwa besteht seit 1973, gegründet von einem einstigen Verehrer Hitlers, der später gegen die deutsche Besatzung gekämpft hatte. Zwischen 2001 und 2005 stützte sie die bislang letzte bürgerliche Regierung. Ihr Chef Carl Ivar Hagen wurde zum eigentlichen starken Mann - auch ohne Ministerposten.

Nachfolgerin Jensen hat die Partei zur zweistärksten Kraft im Parlament aufgebaut hinter den regierenden Sozialdemokraten. Mit dem Hauptthema Öl- und Gas-Einnahmen: Jensen will Einnahmen - anders als andere Parteien - nicht für künftige Generationen zurücklegen, sondern schon jetzt an alle Norweger verteilen. Die Partei kann sich so als einzige wahre Vertreterin der kleinen Leute darstellen.

Ähnliche Themen haben die "Wahren Finnen" stark gemacht. Auch deren Chef Timo Soini stellt sich als Vertreter des Volkes dar, der gegen die Etablierten antritt. Ausländerfeindliche Stimmungen werden bedient, aber nicht instrumentalisiert. Dagegen hat Soini die Anti-Brüssel-Stimmung nutzen können. Seine "Wahren Finnen" wurden im April mit dem Versprechen zweitstärkste Partei, dass das Steuergeld der fleißigen Finnen nicht mehr die Schulden von sonnenverwöhnten Südeuropäern finanzieren soll. Zum Regieren hat es nicht gereicht, ihre Haltung prägt dennoch indirekt: Finnland zählt zu den Bremsern bei Finanzhilfen in der Eurozone.

Direkter Einfluss auf Politik

Noch direkter prägt die dänische Volkspartei die Politik. Sie stützt seit 2001 eine Minderheitsregierung. Auf ihren Druck hin wurde das Ausländerrecht zum härtesten in Europa gemacht. Es ist so hart, dass selbst Dänen, die Ausländer heiraten, nicht mehr ohne weiteres im eigenen Land leben können. Die Volkspartei war es auch, die eine Verschärfung der Grenzkontrollen durchgesetzt haben - gegen den Geist von Schengen. Doch in Dänemark ist Wahlkampf, da will keine Partei als zu weich gegen kriminelle Einwanderer dastehen.

Die Schwedendemokraten sind da noch hinterher und haben erst 2010 den Einzug in den Reichstag geschafft. Der Grund: Sie haben lange an den offen rassistischen Wurzeln der Partei festgehalten, also in der geistigen Nähe eines gewaltbereiten rassistischen Milieus, die in den 90iger Jahren sowie 2010 Attentate auf Zuwanderer verübt hatten. Seit 2005 versucht nun Jimmie Aakesson die Partei aus der Schmuddelecke der Gewalt zu holen. Bisher mit Erfolg. Einen Breivik kann man da nicht brauchen.