Smart und dynamisch - so beschreiben Geschäftspartner und Weggefährten die fotogene thailändische Wahlsiegerin Yingluck Shinawatra. Die 44-Jährige ist ein politisches Greenhorn. Doch im Wahlkampf entpuppte sich die Schwester des 2006 vom Militär gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra als Naturtalent und eroberte die Herzen der Thais im Sturm. Ob auf der Bühne oder im Reisfeld, mit Flutopfern oder Stars - die Spitzenkandidatin der Pheu-Thai-Partei und künftige Regierungschefin ließ ihren Charme gekonnt spielen; politische Gegner warteten vergeblich auf einen Tritt ins Fettnäpfchen.
Waffen einer Frau
Sie werde ihre weiblichen Waffen zum Wohl des Volkes einsetzen, sagte sie im Wahlkampf kokett. Während Noch-Regierungschef Abhisit Vejjajvia bei der Journalisten-Frage nach seinen Lesegewohnheiten eine lange Liste schwergewichtiger Ökonomie-Bücher aufführte, sagte Yingluck: "Ich lese alles, Zeitungen, Zeitschriften und Modemagazine, um auf der Höhe der Zeit zu sein."
"Ehrlich, kompromissbreit und diplomatisch", nennt ein früherer Konkurrent den Wahlkampf der erfolgreichen Geschäftsfrau. "Sie hat nie die Medien benutzt, um Gegner zu attackieren. Konfrontationen hat sie immer vermieden", erklärte Thana Thienachariya in einem Interview mit der Agentur Bloomberg.
"Teamfähigkeit, unermüdliche Energie und schnelle Auffassungsgabe" zählt die neu gewählte Abgeordnete Jarupan Kuldiloke als Qualitäten auf. Kuldiloke ist Ingenieurin und hat in Berlin studiert. "Yingluck würde sich bestens mit Angela Merkel verstehen", sagt sie.
Neuntes Kind in einer Politiker-Familie
Yingluck (reimt sich in Thai auf ying rak - sehr geliebt) hat im heimischen Chiang Mai und Kentucky in den USA Politik und Verwaltungswesen studiert. Dann stieg sie ins Familienimperium ein. Sie verkaufte zuerst Anzeigen, dann wurde sie Präsidentin von AIS, dem größten Mobilfunkanbieter Thailands. Bei dem umstrittenen Verkauf des Shinawatra-Mobilfunkgeschäfts strich sie 2006 fast eine Milliarde Baht ein - 22 Millionen Euro. Anschließend wechselte sei an die Spitze des familieneigenen Immobilieninvestors SC Asset Corp.
Yingluck wurde als neuntes Kind in eine Politiker-Familie geboren. Ihr Vater war Abgeordneter, ihre Schwester Bürgermeisterin und ihr Bruder Thaksin bis zu seinem Sturz 2006 Ministerpräsident. "Sie ist mein Klon", sagte Thaksin im Wahlkampf. Wenn Yingluck das gestört hat, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie telefoniert nach eigenem Bekunden zwei, dreimal in der Woche mit ihrem Bruder, der im Exil in Dubai lebt. "Ich habe sie wie meine Tochter großgezogen", sagt der 17 Jahre ältere Thaksin. Ihre Mutter war früh gestorben.
Yingluck ist verheiratet und hat einen Sohn. Während ihr Mann Anusorn Amornchat stets im Hintergrund bleibt, hat der neunjährige Suppasek, genannt Pipe, sie im Wahlkampf mehrfach begleitet. "Bitte wählt meine Mama", sagte er dann artig ins Mikrofon. "Ich bin bereit zu kämpfen und mich zu beweisen", erklärte seine Mutter. "Ich bitte euch, mir zu vertrauen wie ihr meinem Bruder vertraut habt."