Sex, Lügen, Videos: Der Kongressabgeordnete Anthony Weiner ging in einem Auftritt unter, der TV-Geschichte schreiben wird. Den Tränen nahe, gestand der 45-jährige Demokrat, der für den New Yorker Stadtteil Brooklyn in Washington sitzt, er habe in den letzten Jahren einem halben Dutzend Frauen immer wieder anzügliche Bilder via Twitter geschickt. Anschließend stellte sich der verheiratete Weiner den Fragen der Journalisten, die darin gipfelten, ob er vorhabe, Unterhalt für Arnold Schwarzeneggers uneheliches Kind zu zahlen.
"Weinergate" beschäftigt Amerika seit zehn Tagen, seit die ersten Fotos auftauchten. Zunächst stritt der Politiker, der für sein lautes Mundwerk bekannt ist, alles ab. Nun aber sagte er, er habe sich "dumm und verletzend" verhalten. Er habe allerdings mit keiner der Frauen geschlafen oder auch nur eine davon getroffen, und: Er werde nicht zurücktreten. Da aber Demokratenchefin Nancy Pelosi bereits untersuchen lässt, ob er sich strafbar gemacht hat, dürfte er nicht mehr zu halten sein.
Sexbesessene Politiker
Die Partei hat mitten im Präsidentenwahlkampf mit John Edwards schon genug Ärger. Der potenzielle Vize des früheren Kandidaten John Kerry soll eine Million Dollar an Wahlkampfgeldern für seine Geliebte und ein gemeinsames Kind abgezweigt haben. Ihm droht eine Haftstrafe. Und den Rücktritt Weiners forderten die Republikaner ohnedies. Vorbei dürften auch dessen Aussichten auf den Job des Bürgermeisters von New York sein.
Besonderes Pech hat der Mann, weil sein Name in Amerika als Spitzname für Penis gilt (Weiner wird als "Wiener" ausgesprochen, wie "Wiener Würstchen"). Die Late-Night-Comedians überboten sich in den letzten Tagen mit Witzen. Dave Letterman stellte "zehn Fragen, die man sich stellen sollte, bevor man ein Bild von seinem Penis verschickt: Nummer 7: Habe ich einen Nachnamen, der das Ganze noch peinlicher machen könnte?" Und Stephen Colbert spottete darüber, dass Weiner angeblich nur virtuellen Sex gehabt haben will.
Die bizarre Episode fing an, als ein konservativer Blogger, Andrew Breitbart, ein Foto verbreitete, einen Torso in Unterhosen mit einem halb erigierten Penis. Es war einer Studentin in Seattle zugesendet worden. Weiner behauptete zunächst, sein Twitter-Konto sei gehackt worden. Er beschimpfte sogar Journalisten, die nachhakten und log CNN-Anchorman Wolf Blitzer während einer Livesendung ins Gesicht.
Aber die Medien blieben misstrauisch, denn Weiner bestritt nie, dass der Torso der Seine sein könnte. Als Breitbart noch mehr Fotos nachlegte, gab der Kongressmann auf und verantwortete sich damit, dass er das Foto aus Versehen per Twitter verbreitet und dann in Panik ausgebrochen sei. Schließlich entschuldigte er sich wort- und auch tränenreich bei allen Beteiligten, darunter auch bei seiner iranisch-indischen Frau Huma Abedin, einer früheren Mitarbeiterin von Hillary Clinton. Diese stellt sich allerdings nicht auf die Seite ihres Mannes.