Ist Karl-Theodor zu Guttenberg nicht nur über seine abgeschriebene Doktorarbeit gestolpert, sondern hat sich sogar beim Rücktritt als deutscher Verteidigungsminister ein Plagiat geleistet? Die Internet-Gemeinde ist sich jedenfalls sicher. Beim Abschied hatte Guttenberg gesagt: "Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht." Diese Worte habe er aus dem Star-Trek-Film "Der Zorn des Khan" geklaut, wurde in vielen Foren genüsslich vermeldet.

Ob Zufall oder postmoderne Freiheit beim Zitieren, Kanzlerin Angela Merkel machte klar, dass Guttenberg für sie Geschichte ist. Bei einer Pressekonferenz sagte sie auf die Frage, ob sie den CSU-Politiker nicht wenigstens dazu überreden wolle, sein Bundestagsmandat zu behalten: "Ich hatte den Eindruck, dass die Entscheidung gefallen ist. Ich hätte ihm dazu geraten und es hätte mich gefreut, aber es ist natürlich seine Entscheidung." Echte Wertschätzung sieht anders aus.

Auf eine lange Diskussion hat sich Merkel bei der Nachfolge ohnehin nicht einlassen wollen. Wie aktuelle Umfragen zeigen, hat die Regierung Zuspruch verloren. Würde jetzt gewählt, hätte die schwarz-gelbe Koalition keine Mehrheit mehr. Deshalb stellte die Kanzlerin nur einen Tag nach dem Rückzug Guttenbergs den neuen Mann für die anstehende Bundeswehrreform vor: ihren bisherigen Innenminister. "An Thomas de Maizière schätze ich nicht nur seinen brillanten Intellekt und sein vorbildliches Pflicht- und Verantwortungsgefühl", lobte Merkel einen ihrer wichtigsten Vertrauten im Kabinett. Und weiter: "Ihn zeichnet vor allen Dingen aus, dass er Politik auf der Grundlage fester Werte betreibt, dass er vom Menschen aus denkt und dass er immer den Menschen, seine Sorgen und seine Anliegen sieht." Sie gehe davon aus, dass de Maizière "das Vertrauen der Soldatinnen und Soldaten schnell gewinnen" und die - mit der Aufhebung der Wehrpflicht notwendigen - Reformen umsetzen werde.

Proporz bleibt gewahrt

Mit de Maizière übernimmt allerdings ein CDU-Politiker das bisherige CSU-Ressort unter Guttenberg. Den Proporz zwischen den beiden Union-Parteien in der Regierung wahrt Merkel, indem sie den Innenministerposten nun an einen CSU-Mann vergibt. Hans-Peter Friedrich, bisher Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, gilt wie de Maizière als unaufgeregt, sachorientiert - auch im gelegentlichen Konflikt mit der Führung seiner Partei in München -, extrem loyal und konsensorientiert. Von der Opposition wurde Merkel allerdings ein Rechtsruck vorgeworfen. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte, Friedrich habe bei der Diskussion um Guttenberg "ein gestörtes Verhältnis zu rechtsstaatlichen Normen offenbart". Friedrich hatte seinen Parteikollegen bis zuletzt verteidigt.

Über die weitere Zukunft Guttenbergs wurde nichts bekannt. Allerdings wird es nicht sehr schnell ruhig um ihn werden, selbst wenn er auch sein Bundestagsmandat zurückgeben sollte. Denn die Plagiats-Affäre ist noch nicht ausgestanden. Selbst strafrechtliche Folgen sind nicht ausgeschlossen.